25 JA HRE €CO JAHRBU CH 1988–2013 - Sparkasse
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All das habe die Länder »allerdings an den Rand der Insolvenz« gedrängt,<br />
folgern die Experten nüchtern. Die Studienergebnisse sind<br />
harter Tobak, der den Kritisierten nicht gut bekommen ist. »Standard<br />
& Poor’s« reagierte verschnupft auf die Vorwürfe und antwortete mit<br />
einer zweieinhalbseitigen Gegendarstellung. Die Rechenmodelle der<br />
Schweizer Studienautoren freilich konnten nicht zweifelsfrei widerlegt<br />
werden. Und auch andere Institutionen gingen mit den Ratingagenturen<br />
hart ins Gericht. Laut den Wissenschaftlern der Plattform<br />
»Intereconomics« haben die Analysten vor der Euro-Krise »viel zu<br />
gutmütig Bestnoten« verteilt, »viel zu spät auf hohe Schuldenberge<br />
reagiert« und dann »übereifrig Staaten herabgestuft«. Das habe die Situation<br />
auf den Finanzmärkten »verschärft«.<br />
Die Problematik ist nicht neu. Auch während der Asienkrise vor fast<br />
15 Jahren sind die Agenturen für ihre wenig ruhmreiche Rolle kritisiert<br />
worden. Viele Staaten fühlen sich in »Geiselhaft der Bonitätsprüfer«,<br />
die hauptsächlich den US-Finanzmärkten nahe stehen. Wer<br />
Anleihen platzieren und somit neue Schulden machen will, kommt<br />
de facto nämlich an den »großen Drei« nicht vorbei. Investoren vertrauen<br />
noch immer auf das Urteil von »Standard & Poor’s«, »Moody’s«<br />
und »Fitch«. Dabei hätten Staaten und internationale Organisationen<br />
genügend Beweise in der Hand, um weniger aufgeregt auf die Beurteilungen<br />
der Ratingagenturen reagieren zu können. Doch was ist bisher<br />
geschehen? Richtig, so gut wie nichts. Denn egal, was Ratingagenturen<br />
auch machen, sie sind niemandem Rechenschaft schuldig. Haftungen<br />
für falsche Benotungen sind ausgeschlossen, da es sich ja schließlich<br />
nur um »Meinungen« handelt, die von der Redefreiheit geschützt<br />
werden.<br />
In den USA, dem größten Finanzplatz der Welt, waren die Bonitätswächter<br />
bis zum Jahr 2006 gar völlig ohne Aufsicht. Und das trotz vorheriger<br />
echter Rating-Katastrophen wie »Parmalat«, »Worldcom« oder »Enron«;<br />
dem US-Energieriesen »Enron« war gar vier Tage vor dem Konkurs noch<br />
eine »gute Bonität« bescheinigt worden. Erst als die blamierte amerikanische<br />
Börsenaufsicht SEC Nachforschungen anstellte, gab es die ersten<br />
Kratzer an der Fassade der Ratingagenturen: In einem 700 Seiten starken<br />
Bericht kam eine offizielle Untersuchungskommission der US-Regierung<br />
zum Schluss, dass »Ra tingagenturen die Hauptverursacher der<br />
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