25 JA HRE €CO JAHRBU CH 1988–2013 - Sparkasse
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Doch in lichte Höhen eines richtig guten Akademikergehalts steigen<br />
die wenigsten hier auf. Die Firma Rupert Fertinger sucht vor allem für<br />
die automatisierten Anlagen immer wieder Fertigungstechniker und<br />
Mechatroniker – Fachkräfte, die sehr rar sind. Der kollektivvertragliche<br />
Mindestlohn ist für besonders gefragte Techniker zwar ein Anhaltspunkt,<br />
aber nicht der alles entscheidende. Für das Unternehmen<br />
ist die Offenlegung der Löhne in Stelleninseraten also eine Gratwanderung.<br />
Man will keine unattraktiven Mindestgehälter angeben und<br />
gute Bewerber abschrecken – aber auch nicht überzogene Erwartungen<br />
wecken. Doch gerade bei sehr gefragtem Personal stehen die Firmen<br />
in einem harten Wettbewerb um die besten Leute. Personalchefin<br />
Brigitta John: »In der freien Wirtschaft kann man das Gehalt nicht<br />
so schematisieren, wie man sich das vielleicht in Ministerien oder<br />
Ämtern vorstellt, wo es fixe, klare Einstufungen gibt. Bei uns herrscht<br />
das Gesetz von Angebot und Nachfrage, das ist ein Markt.«<br />
Hilfreich ist die Gehälteroffenlegung derzeit vor allem für Berufsgruppen,<br />
die nahe am Kollektivvertrag bezahlt werden. Laut Gewerkschaft<br />
wussten viele ArbeitnehmerInnen bislang nicht einmal, welches<br />
Gehalt ihnen mindestens zusteht. Und ob sie im richtigen oder in<br />
einem für sie schlechteren Kollektivvertrag angestellt werden, so<br />
Brigitte Ruprecht, Bundesfrauenvorsitzende im ÖGB. »Wir haben in<br />
Österreich mehr als 800 verschiedene Kollektivverträge. Und da kann<br />
es schon einen Unterschied machen, ob ich in einem Industrie- oder<br />
einem Gewerbekollektivvertrag eingestuft werde.«<br />
Zumindest diese Einstufungen werden durch die Gehaltsoffenlegung<br />
transparenter. Es bleibt aber trotzdem niemandem erspart, sich gut<br />
über den Marktwert der eigenen Arbeitskraft zu informieren, wenn<br />
man einen neuen Job anstrebt. Je höher oder je gefragter die Qualifikation,<br />
desto mehr Spielraum ist gegeben.<br />
Aber so lange Firmen in vielen Inseraten keine realistischen Angaben<br />
machen, sondern nur Minimalanforderungen veröffentlichen, erfüllt<br />
sich eine politische Idee hinter der Gehälteroffenlegung nur bedingt:<br />
nämlich, dass allfällige Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern<br />
verschwinden sollen.<br />
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