rudolf steiner gesamtausgabe vorträge - Freie Verwaltung des ...
rudolf steiner gesamtausgabe vorträge - Freie Verwaltung des ...
rudolf steiner gesamtausgabe vorträge - Freie Verwaltung des ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
hineinkommt, sondern an dasjenige, was draußen in der Welt in den<br />
leblosen oder höchstens äußerlich belebten Dingen da ist. Von dem<br />
Worte wird der Mensch verwiesen auf die äußere sinnliche Sache.<br />
Nun bleibt in ihm nur noch das Gefühl: er muß doch erziehen, er<br />
muß doch an das Menschenwesen selbst herantreten, das ja den Geist<br />
in sich hat! Aber das Wort ist ein Idol. Er kann das Menschenwesen<br />
nur hinweisen darauf, mit seinen Augen zu sehen, was äußerlich, außer<br />
dem Menschen ist. Die Erziehung nimmt nicht mehr das Menschliche<br />
zu Hilfe, sondern nur noch das Außermenschliche.<br />
Und jetzt sehen wir, ich möchte sagen, mit einem furchtbaren Eifer,<br />
aber auch mit einer furchtbaren Tragik, die Erziehungsfrage aufkommen,<br />
wie sie heute noch in unseren Gliedern ist. Wir sehen sie hervorschießen<br />
im 16., 17. Jahrhundert, besonders charakteristisch bei Michel<br />
de Montaigne, wir sehen sie dann zum Ausdruck kommen bei John<br />
Locke, und wir sehen sie im Kontinent dann im Einklänge mit dem,<br />
was hier in England geschieht, bei Comenius.<br />
In dem Dreigestirn: Montaigne, Locke, Comenius kann man ungefähr<br />
sehen, wie die Abkehrung vom Logos und die Zukehrung zu<br />
den sinnlichen Dingen der größte Impuls in der Zivilisation der<br />
Menschheit wird. Man fürchtete sich vor dem Idol in den Worten.<br />
Der Logos verschwindet. Dasjenige, was man Anschauung nennt -<br />
was ganz berechtigt ist, wie wir auch in den nächsten Tagen sehen<br />
werden, was aber jetzt nur als sinnliche Anschauung genommen wird -,<br />
das wird das Maßgebende. Und so sehen wir, mit welcher Ängstlichkeit<br />
Montaigne, John Locke, Comenius die Menschheit abkehren wollen<br />
von irgendeinem Übersinnlichen, im Logos Lebenden; wie Montaigne<br />
und John Locke immer hinweisen auf das Außermenschliche,<br />
wie sie förmlich all das zu meiden suchen, was nicht sinnlich gegeben<br />
werden kann; wie sie bestrebt sind, durch die Pädagogik möglichst<br />
viel Sinnliches heranzubringen an den jungen Menschen. Wir sehen,<br />
wie Comenius Bücher entwirft, um nun nicht durch das Wort, sondern<br />
durch die künstlich gemachte sinnliche Anschauung zu wirken. Wir<br />
sehen, wie der Übergang sich vollzieht, wie abkommt die Menschheit<br />
von dem Gefühl <strong>des</strong> Zusammenhanges mit dem Geiste durch das Wort.<br />
Wir sehen, wie die ganze Zivilisation nicht mehr innerlich so etwas<br />
Copyright Rudolf Steiner Nachlass-<strong>Verwaltung</strong> Buch: 307 Seite: 100