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rudolf steiner gesamtausgabe vorträge - Freie Verwaltung des ...

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So sehen wir die Menschheit gewissermaßen in ihrem Erziehungsideal<br />

vorrücken von dem Gymnasten zu dem Rhetor, wenn wir hinblicken,<br />

in welchen Idealen man die höchste Verkörperung <strong>des</strong> Menschen<br />

gesehen hat.<br />

Das aber hat gewirkt auf die Ansichten in der Erziehung. Die Kindererziehung<br />

wurde so eingerichtet, daß sie gemäß war dem, was man<br />

als ein Menschheitsideal der Vervollkommnung ansah. Und noch unsere<br />

moderne Erziehungsgewohnheit, wie man das Sprachwesen, das<br />

Sprachenlernen bei den Kindern heute behandelt, ist für denjenigen,<br />

der die Sache historisch betrachten kann, ein Erbstück <strong>des</strong>sen, was mit<br />

Bezug auf den Rhetor als ein Ideal vor der mittelalterlichen Erziehung<br />

stand.<br />

Nun kam die Mitte <strong>des</strong> Mittelalters mit ihrem großen Umschwung<br />

zum intellektuellen Wesen, mit ihrer Verehrung und Respektierung<br />

<strong>des</strong> intellektualistischen Wesens. Es entstand ein neues Ideal für die<br />

erzieherische Menschheitsentwickelung, ein Ideal, das geradezu das<br />

Gegenteil vorstellt von dem, was das Griechenideal war: es entstand<br />

dasjenige Ideal, das vor allem als vornehm ansah am Menschen die<br />

intellektualistisch-geistige Bildung. Und der, welcher etwas weiß,<br />

wurde nun das Ideal. Während das ganze Mittelalter hindurch noch<br />

derjenige, der etwas konnte, seelisch konnte, der die anderen Menschen<br />

überzeugen konnte, das Erziehungsideal war, wurde jetzt der Wissende<br />

das Erziehungsideal.<br />

Man sehe nur hin auf die ersten Universitätseinrichtungen, man<br />

sehe auf die Pariser Universität im Mittelalter hin, und man wird<br />

sehen, daß da noch nicht das Ideal gesehen wird in dem Wissenden,<br />

sondern in dem Könnenden, in demjenigen, der durch die Rede am<br />

meisten überzeugen kann, der die größte Geschicklichkeit besitzt in<br />

dem Aufbringen von Gründen, in der Handhabung der Dialektik, <strong>des</strong><br />

schon gedankengefärbten Wortes. Da haben wir noch den Rhetor als<br />

Erziehungsideal, wenn auch der Rhetor schon nach dem Gedanklichen<br />

hin gefärbt ist.<br />

Und jetzt kommt mit der ganzen neuen Zivilisation ein neues Ideal<br />

herauf für den sich entwickelnden Menschen, das wiederum abfärbt<br />

auf die Kindererziehung, und unter <strong>des</strong>sen Einfluß im Grunde genom-<br />

Copyright Rudolf Steiner Nachlass-<strong>Verwaltung</strong> Buch: 3 0 7 Seite: 3 4

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