rudolf steiner gesamtausgabe vorträge - Freie Verwaltung des ...
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lerisches Erfassen überzuführen, dann erst haben wir die Möglichkeit<br />
eines Menschen Verständnisses.<br />
Das aber muß besonders durch den Kunstunterricht erweckt werden.<br />
Wenn wir als Lehrer selber, ausgerüstet mit künstlerischem Sinn, im<br />
rechten Lebensalter das Kind hinzuführen vermögen vor Leonardos<br />
Abendmahl oder vor Raffaels Sixtinische Madonna, wenn wir ihm<br />
zeigen können, wie da jede einzelne Gestalt zu der anderen in einem<br />
bestimmten Verhältnisse steht, wie aber gerade dasjenige Zeitalter in<br />
seiner historischen Entwickelung, in welchem Leonardo oder Raffael<br />
gestanden haben, in dieser Weise mit der Farbe verfuhr, in dieser Weise<br />
mit der inneren Perspektive verfuhr und so weiter, wenn wir allen übrigen<br />
Natur- und Geschichtsunterricht beseelen können durch einen auf<br />
das Kunstverständnis führenden Unterricht: dann bringen wir in allen<br />
Unterricht das menschliche, das humane Prinzip hinein.<br />
Darauf müssen wir sehen, daß wir nichts, was nötig ist an künstlerischem<br />
Sich-Durchdringen bei dem Kinde, diesem Kinde im rechten<br />
Lebensalter entziehen. Unsere Zivilisation kann nur dadurch den ihr<br />
notwendigen Aufschwung, den Aufstieg erlangen, wenn wir mehr<br />
Künstlerisches in die Schule hineinbringen; nicht nur dasjenige, was ich<br />
in allen diesen Stunden angedeutet habe: die Durchdringung <strong>des</strong> gesamten<br />
Unterrichts mit einem artistischen, künstlerischen Element,<br />
sondern wenn wir auch für alles prosaische Auffassen von Natur und<br />
Geschichte ein Gegengewicht schaffen durch ein lebendiges, selber von<br />
künstlerischer Schöpferkraft getragenes Unterrichten in Kunstverständnis.<br />
Das ist dasjenige, was wir nun als ein besonderes Ingredienz im<br />
Unterricht, in der Erziehungskunst der Waldorfschule auch befolgen<br />
wollen, was wir für notwendig halten, weil es einfach wahr ist, was<br />
jeder wahre Künstler auch gefühlt hat: daß die Kunst nicht bloß etwas<br />
vom Menschen Erfundenes ist, sondern ein Gebiet, in dem der Mensch<br />
auf einem anderen Niveau, als durch das sonstige Begreifen, in die<br />
Geheimnisse der Natur hineinzuschauen vermag, in die Geheimnisse<br />
der ganzen Welt überhaupt hineinzublicken vermag. Erst in dem Momente,<br />
wo der Mensch begreifen lernt: die Welt selber ist ein Kunstwerk,<br />
wo der Mensch lernt, in alle Natur und alles Naturgeschehen<br />
Copyright Rudolf Steiner Nachlass-<strong>Verwaltung</strong> Buch:307 Seite: 225