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rudolf steiner gesamtausgabe vorträge - Freie Verwaltung des ...

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Alles gewinnt einen intimen Charakter, der Pietät und Zartheit notwendig<br />

macht.<br />

Das alles ließ das Erziehungswesen durch lange Zeit innerhalb der<br />

Menschheitsentwickelung eben auch in ein unbestimmtes, unklares<br />

Fahrwasser kommen, ließ die Zeit, in der Tradition und Gedächtnis<br />

gepflegt werden mußten, als eine für das Erziehungswesen außerordentlich<br />

schwierige erscheinen. Heute leben wir in einer Zeit, in der<br />

der Mensch durch seine naturgemäße Entwickelung nun eine andere<br />

Sicherheit haben will als diejenige, die auf solchen labilen Grundlagen<br />

beruhte, wie sie das Mittelalter hatte. Und dieses Suchen nach anderen<br />

Grundlagen, das drückt sich aus in den zahlreichen Bestrebungen nach<br />

erzieherischen Reformen in unserer Zeit.<br />

Aus der Erkenntnis dieser Tatsache ist die Waldorfschul-Pädagogik<br />

hervorgegangen. Sie ruht auf der Frage: Wie kann erzogen werden,<br />

wenn die Seele zwischen dem siebenten und vierzehnten Lebensjahre<br />

weiterbehält die Revolte gegen das Konservieren der Kindheit? Wie<br />

kann aber erzogen werden, wenn der Mensch außerdem noch jenes<br />

alte, mittelalterliche Verhältnis zu Tradition und Gedächtnis verloren<br />

hat, wie er es eben verloren hat in der neueren Zeit? Außen hat der<br />

Mensch das Vertrauen zur Tradition verloren; innen will der Mensch<br />

ein freies Wesen werden, das in jedem Augenblicke unbefangen dem<br />

Leben gegenüberstehen will. Er will nicht sein ganzes Leben hindurch<br />

auf einer Erinnerungsgrundlage stehen.<br />

Das ist der moderne Mensch, der nun innerlich wieder von Tradition<br />

und Gedächtnis frei werden will. Und wie sehr auch gewisse<br />

Glieder unserer Menschheit heute noch die alte Zeit konservieren möchten<br />

- es geht nicht. Einfach die Tatsache der vielen Erziehungs-Reformbestrebungen<br />

zeigt an, daß die große Frage vor uns steht: Wie<br />

müssen wir weiter erziehen, wenn nun - gera<strong>des</strong>o wie für das Mittelalter<br />

die Unmöglichkeit eingetreten ist, im griechischen Sinne zu erziehen<br />

— heute die Notwendigkeit vorliegt, nicht mehr bloß auf Tradition<br />

und Gedächtnis hin erziehen zu können, sondern erziehen zu<br />

müssen auf den unmittelbaren Lebensaugenblick, durch den der Mensch<br />

in das Dasein auf Erden hineingestellt ist, wo er aus den augenblicklich<br />

gegebenen Tatsachen heraus als freier Mensch zur Entscheidung<br />

Copyright Rudolf Steiner Nachlass-<strong>Verwaltung</strong> Buch: 307 Seite: 6 0

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