rudolf steiner gesamtausgabe vorträge - Freie Verwaltung des ...
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welche vorzugsweise auf das Willenselement hin gerichtet ist; eine<br />
Sprache, der man es förmlich anhört in ihrem Tonfall, in ihrer Vokalisierung<br />
und Konsonantengestaltung, daß sie ganz auf das Willenselement<br />
gerichtet ist, daß der Mensch fortwährend, indem er spricht, sich<br />
so verhält, als ob er mit der ausgestoßenen Luft Meereswellen zurückschlagen<br />
möchte. Da lebt das Willenselement in der Sprache. - Andere<br />
Sprachen sind da, die mehr so aus dem Menschen herauskommen, daß<br />
das Gefühlsmäßig-Musikalisch-Phantasiemäßige im Menschen in Anspruch<br />
genommen wird. Jede Sprache hat einen besonderen Bezug zum<br />
Menschen.<br />
Nun werden Sie sagen, ich sollte für die einzelnen Sprachen, die ich<br />
charakterisiert habe, die Namen nennen. Das werde ich mich wohl<br />
hüten; denn wir sind heute nicht so weit, daß wir mit derjenigen Objektivität<br />
in der zivilisierten Welt uns gegenüberstehen, um ein solches<br />
ganz Objektives zu vertragen.<br />
Was ich aber in bezug auf die Charakteristik der Sprachen gesagt<br />
habe, macht eben durchaus nötig - wenn wir dem Menschen heute<br />
eine rein menschliche, nicht eine spezialisiert menschliche, volksmäßige<br />
Bildung und Entwickelung geben wollen -, daß wir tatsächlich in<br />
bezug auf das Sprachliche dasjenige, was aus dem Sprachgenius heraus<br />
von der einen Sprache her über die menschliche Natur kommt, durch<br />
die andere Sprache ausgleichen.<br />
Das hat eben in rein pädagogisch-didaktischer Beziehung die Veranlassung<br />
dazu gegeben, daß wir für die kleinsten Kinder in der Waldorfschule<br />
schon mit drei Sprachen beginnen; und wir erteilen den<br />
Sprachunterricht sogar in einem recht ausgiebigen Maße.<br />
Nun ist es sehr gut, so früh mit dem Sprachunterricht in fremden<br />
Sprachen zu beginnen, weil ja bis zu jenem Zeitpunkte, der zwischen<br />
dem neunten und zehnten Jahre im menschlichen Leben liegt, das<br />
Kind in das schulmäßige Alter herein noch etwas von dem mitträgt,<br />
was ich als besonders charakteristisch für das erste Lebensalter <strong>des</strong><br />
Menschen von der Geburt bis zum Zahnwechsel dargestellt habe. Da<br />
ist der Mensch vorzugsweise ein nachahmen<strong>des</strong> Wesen. Die Muttersprache<br />
lernt der Mensch ja ganz und gar nach dem Prinzip der Nachahmung.<br />
Ohne daß der Intellekt stark in Anspruch genommen wird,<br />
Copyright Rudolf Steiner Nachlass-<strong>Verwaltung</strong> Buch: 307 Seite:200