rudolf steiner gesamtausgabe vorträge - Freie Verwaltung des ...
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Wenn man jene Symmetrie-Übungen macht, dann lebt in der Anschauung<br />
drinnen die Seele: das ist lebendige Anschauung. Wie man<br />
da die lebendige Anschauung im Räume und so weiter versuchen muß,<br />
so muß man versuchen, für einen gesunden geschichtlichen Unterricht<br />
<strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> zwischen dem neunten und zwölften Lebensjahre dasjenige<br />
hineinzubringen, was eben von innen nun beleben kann, nicht vom<br />
Räumlichen, sondern von der Seele her, vom Herzen her beleben kann.<br />
Der Geschichtsunterricht muß ganz besonders vom Herzen aus belebt<br />
werden. Man stelle daher die Geschichte möglichst ideal in Bildern<br />
hin. Figuren, Gestalten sollen dastehen; aber diese Gestalten sollen<br />
nicht kalt geschildert werden, sondern immer soll, ohne daß man mit<br />
den geschichtlichen Figuren den Unfug treibt, moralische oder religiöse<br />
Ermahnungen damit zu geben, dennoch gerade das religiöse Element,<br />
das moralische Element, in die lebendige Schilderung der geschichtlichen<br />
Gestalten, der geschichtlichen Figuren die Farbe hineinbringen.<br />
Das Kind muß vorzugsweise durch die Geschichte in Gefühl und Wille<br />
ergriffen werden, das heißt, es muß ein persönliches Verhältnis gewinnen<br />
können zu den geschichtlichen Gestalten, auch zu der Schilderung<br />
der Lebensweise in einzelnen Epochen der Weltgeschichte.<br />
Man braucht bei der Gestaltung nicht bloß an den Menschen zu<br />
denken. Man kann zum Beispiel schildern, wie es, sagen wir, in einer<br />
Stadt im 12. Jahrhundert vor sich gegangen ist. Aber dasjenige, was<br />
man da schildert, das muß in Gefühl und Wille <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> hineingehen.<br />
Das Kind muß sich selber drinnen formen in dem, wie es sich<br />
drinnen bewegt, wie ihm die Dinge sympathisch und antipathisch werden.<br />
Gefühl und Wille müssen erregt werden.<br />
Sie sehen aber, wie gerade in den geschichtlichen Unterricht auf<br />
diese Art das künstlerische Element hineinkommen muß. Dieses künstlerische<br />
Element kommt in die Dinge dann hinein, wenn der Unterricht,<br />
so wie ich es oftmals nenne, ökonomisch erteilt wird.<br />
Ökonomisch wird der Unterricht erteilt, wenn der Lehrer eigentlich<br />
die Hauptsache für sich ganz erledigt hat, bis zur Überreife erledigt<br />
hat, sobald er das Schulzimmer betritt, wenn er da nicht mehr nötig<br />
hat, über irgend etwas nachzudenken, wenn ihm die Lehrstunden<br />
durch seine eigene Vorbereitung in plastischer Weise vor der Seele ste-<br />
Copyright Rudolf Steiner Nachlass-<strong>Verwaltung</strong> Buch:307 Seite: 19 0