rudolf steiner gesamtausgabe vorträge - Freie Verwaltung des ...
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Kräftesystem in demjenigen, was gesucht wird in der Waldorfschule<br />
als das Leben in den Lehrerkonferenzen, die allwöchentlich und eben,<br />
wie gesagt, auch von Zeit zu Zeit in meiner Gegenwart abgehalten<br />
werden.<br />
Ich möchte nur ein Kleines andeuten, das aber bedeutsam ist. Wir<br />
haben, sagte ich, in den Klassen Knaben und Mädchen durcheinander.<br />
Da wir natürlich die Kinder aus dem Leben hereinbekommen, haben<br />
wir solche Klassen, wo die Mädchen in der Majorität sind, andere<br />
Klassen, wo die Knaben in der Majorität sind, andere, wo sich die<br />
Zahl der Knaben und der Mädchen die Waage hält, und man kann<br />
ganz absehen von dem, was da äußerlich vor sich geht: ein Rationalist,<br />
ein Intellektualist wird kommen und wird solche Dinge auf rationalistische,<br />
intellektualistische Weise sich erklären; aber das trifft gewöhnlich<br />
nicht das, was das eigentliche Leben ausmacht. Unterrichtet<br />
man in einer Klasse, wo die Mädchen in der Majorität sind, so ist es<br />
darinnen ganz anders als in einer Klasse, wo Mädchen und Knaben in<br />
gleicher Zahl oder die Knaben in der Majorität sind. Die Klassen<br />
bekommen nicht durch dasjenige, was die Knaben mit den Mädchen<br />
sogar vielleicht auch an allerlei kleinen Nichtsnutzigkeiten treiben, ihr<br />
Gepräge, sondern einfach durch Imponderabilien, durch Dinge, die<br />
sich der äußeren intellektualistischen Beobachtung ganz entziehen, bekommen<br />
die Klassen durch die Majorität <strong>des</strong> einen oder anderen Geschlechts<br />
ihr besonderes Gepräge. Und da sind die allerinteressantesten<br />
Erkenntnisse zu gewinnen, wenn man auf diese Weise auch das ganze<br />
unwägbare imponderable Leben der Klasse fortdauernd studiert. Man<br />
stellt sich natürlich nicht als ein Lehrer in die Klasse hinein, der sich<br />
eben hinstellt und dann etwas zurücktritt und mit verschränkten<br />
Armen jetzt seine Schüler studiert. Wenn der Lehrer mit der nötigen<br />
Lebendigkeit und Hingabe an das Schülerwesen unterrichtet, dann<br />
wird er einfach dadurch, daß er auch durch den Schlaf in der richtigen<br />
Weise das durchgebracht hat, am nächsten Vormittag mit sehr bedeutsamen<br />
Erkenntnissen über dasjenige, was gestern sich in der Schule zugetragen<br />
hat, aufwachen, aufstehen; das kann er sich dann zum Bewußtsein<br />
bringen in verhältnismäßig kurzer Zeit, es wird das alles<br />
wie selbstverständlich gehen, was in einer solchen Weise geschehen soll.<br />
Copyright Rudolf Steiner Nachlass-<strong>Verwaltung</strong> Buch:307 Seite: 242