rudolf steiner gesamtausgabe vorträge - Freie Verwaltung des ...
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hat, sondern daß auch sein Menschliches gerade nach der Willens- und<br />
Gemütsseite hin durch diesen Musikunterricht in besonderer Art gefördert<br />
werden kann.<br />
Dazu ist allerdings notwendig, daß von dem Gesanglichen ausgegangen<br />
wird, daß aber möglichst bald übergegangen wird zu dem<br />
Ergreifen <strong>des</strong> Instrumental-Musikalischen, so daß das Kind lernt, das<br />
rein Musikalische, Rhythmus, Takt, Melodie, loszulösen von allem<br />
übrigen, vom Nachahmerischen der Musik und dergleichen, von allem<br />
Malerischen der Musik, und immer mehr und mehr dazu kommt, das<br />
rein Musikalische in der Musik zu ergreifen. Gerade dadurch, daß wir<br />
in dieser Weise das Kind entsprechend in die Kunst hineinbringen,<br />
den Übergang schaffen vom Spiel ins Leben durch die Kunst, sind wir<br />
auch in der Lage, dann, wenn es nötig ist, also namentlich zwischen<br />
dem elften und zwölften Jahre, beim Kinde in der richtigen Weise den<br />
Unterricht für das Kunstverständnis betreiben zu können. Und das ist<br />
von einer ganz besonderen Bedeutung für diejenigen Erziehungsprinzipien,<br />
die durch die Waldorfschule verwirklicht werden sollen, daß<br />
das Kind auch in das entsprechende Kunstverständnis im rechten Lebensalter<br />
hineinkommt. In demselben Lebensalter, in dem das Kind<br />
begreifen lernen muß: die Natur ist nach abstrakten, durch den Verstand<br />
zu begreifenden Naturgesetzen geordnet, in demselben Lebensalter,<br />
wo man in der Physik kennenlernen muß, wie Ursache und Wirkung<br />
in den einzelnen Fällen zusammenhängen, in demselben Lebensalter<br />
sollen wir Kunstverständnis schaffen als das Gegengewicht, sollen<br />
in das Verständnis einführen, wie sich die einzelnen Künste in den verschiedenen<br />
Epochen der Menschengeschichte entwickelt haben, wie das<br />
eine oder das andere Kunstmotiv in diesem oder jenem Zeitalter eingreift.<br />
Dadurch erst wird dasjenige in dem Kinde wirklich angeregt,<br />
was der Mensch braucht, wenn er zu einer allseitigen Entfaltung seines<br />
Wesens kommen will. Dadurch wird auch dasjenige in der richtigen<br />
Weise entwickelt, wie ich morgen dann zeigen will, was für den Moralunterricht<br />
in ganz besonderer Art notwendig ist.<br />
Dadurch, daß der Mensch Kunstverständnis sich erringt, wird er<br />
auch dem Menschen selbst, seinem Nebenmenschen, seinem Mitmenschen<br />
in einer ganz anderen Weise gegenüberstehen, als wenn ihm dieses<br />
Copyright Rudolf Steiner Nachlass-<strong>Verwaltung</strong> Buch:307 Seite: 223