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rudolf steiner gesamtausgabe vorträge - Freie Verwaltung des ...

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den Füßen zum Kopfe erst einrichten in den ersten zwei Lebensjahrzehnten,<br />

das ist eine bedeutsame anthroposophische Wahrheit, die fundamental<br />

bedeutsam ist für das ganze Erziehungswesen, und deren<br />

man sich heute eigentlich gar nicht bewußt ist. Und doch, es ruht auf<br />

dieser Frage überhaupt alle Pädagogik, alles Erziehungswesen. Denn<br />

warum erziehen wir? Das ist die große Frage.<br />

Wir müssen uns - indem wir innerhalb der Menschheit, nicht innerhalb<br />

der Tierheit stehen - fragen: Warum erziehen wir? Warum wachsen<br />

die Tiere ohne Erziehung in ihre Lebensaufgaben hinein? Warum<br />

müssen wir Menschen überhaupt den Menschen erziehen? Warum geschieht<br />

es nicht so, daß der Mensch einfach durch Anschauung und<br />

Nachahmung sich dasjenige für das Leben erwirbt, was er braucht?<br />

Warum muß ein Erzieher, ein Pädagoge in die Freiheit <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> eingreifen?<br />

- Eine Frage, die man meistens gar nicht auf wirft, weil man<br />

die Sache für ganz selbstverständlich hält.<br />

Aber man ist erst Pädagoge, wenn man diese Frage nicht für selbstverständlich<br />

hält, wenn man darauf kommt, daß es ja eigentlich eine<br />

Aufdringlichkeit gegenüber dem Kinde ist, wenn man sich hinstellt<br />

und es erziehen will. Warum soll das Kind sich das gefallen lassen?<br />

Wir betrachten es als unser selbstverständliches Geschäft, die Kinder<br />

zu erziehen - die Kinder in ihrer Unbewußtheit ganz und gar nicht!<br />

Und <strong>des</strong>halb reden wir viel über die Ungezogenheit der Kinder und<br />

denken gar nicht, daß wir ja - zwar nicht für das helle Bewußtsein,<br />

aber für das Unterbewußte - den Kindern höchst komisch vorkommen<br />

müssen, wenn wir irgend etwas von außen an sie heranbringen. Sie<br />

haben eine volle Berechtigung, daß ihnen das zunächst recht unsympathisch<br />

ist. Und die große Frage der Erziehung ist diese: Wie verwandeln<br />

wir dasjenige, was den Kindern zunächst unsympathisch sein<br />

muß, in Sympathie?<br />

Dazu ist aber Gelegenheit gerade gegeben zwischen dem siebenten<br />

und vierzehnten Jahre. Denn mit dem siebenten Lebensjahre wird der<br />

Kopf, der Träger <strong>des</strong> Denkens, selbständig. Er entwickelt nicht mehr<br />

so stark nach unten gehende Kräfte, wie das beim Kinde bis zum siebenten<br />

Jahre der Fall ist. Er wird gewissermaßen bequem und besorgt<br />

seine eigenen Angelegenheiten.<br />

Copyright Rudolf Steiner Nachlass-<strong>Verwaltung</strong> Buch: 307 Seite: 87

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