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rudolf steiner gesamtausgabe vorträge - Freie Verwaltung des ...

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wissen auch - was für alle Erziehung ganz unerläßlich ist - gewisse<br />

Momente im menschlichen Leben zu beobachten, wo der Mensch an<br />

einem Umschwung, an einer Metamorphose seines ganzen Lebens steht.<br />

Ein solcher Umschwung ist zum Beispiel die Zeit zwischen dem neunten<br />

und zehnten Lebensjahre. Bei dem einen Kinde tritt es früher, bei<br />

dem anderen etwas später ein, in der Regel zwischen dem neunten und<br />

zehnten Jahre.<br />

Man geht, wenn man Materialist ist, über die Dinge leicht hinweg.<br />

Hat man den Sinn für wirkliche Menschenbeobachtung, dann sieht<br />

man, wie in diesem Lebensalter zwischen dem neunten und zehnten<br />

Jahre bei jedem Kinde etwas Merkwürdiges auftritt. Das Kind wird<br />

äußerlich etwas unruhig. Es kommt nicht zurecht mit der äußeren<br />

Welt. Es fühlt etwas, wie wenn es scheu werden müßte. Es zieht sich<br />

etwas zurück von der äußeren Welt. Das alles geschieht in intimer,<br />

feiner Weise bei fast jedem Kinde. Das Kind, bei dem es nicht geschieht,<br />

ist nicht normal. Das müssen wir beobachten; denn da entsteht<br />

gefühlsmäßig in dem Kinde eine außerordentlich wichtige Frage zwischen<br />

dem neunten und zehnten Lebensjahr. Das Kind könnte diese<br />

Frage nicht in Begriffe verwandeln, es könnte diese Frage nicht mit<br />

Worten ausdrücken. Alles ist Gefühl; aber das Gefühl ist um so stärker<br />

da, das Gefühl will um so intensiver berücksichtigt werden. Was will<br />

das Kind in diesem Lebensalter? Es hat bis dahin aus einer naturhaften<br />

Kraft heraus den Erzieher, den Lehrer verehrt. Jetzt fühlt es: der<br />

Lehrer muß ihm durch etwas Besonderes zeigen, daß er verehrungswürdig<br />

ist. Das Kind wird unsicher, und wir haben nötig gerade als<br />

Lehrer in dem Punkte, wo wir bemerken, daß das auftritt, durch unser<br />

Verhalten darauf einzugehen. Durch irgend etwas, es braucht gar<br />

nicht etwas Ausgedachtes zu sein, sondern durch eine besondere Liebeentfaltung<br />

unserer Tätigkeit, durch eine besondere Berücksichtigung<br />

und Zuspräche zum Kinde, dadurch, daß wir in diesem Momente in<br />

einer ganz besonderen Weise an das Kind herantreten, daß das Kind<br />

merkt, der Lehrer hat es ganz besonders lieb, der Lehrer geht auf es<br />

ein, dadurch bringen wir das Kind gerade zwischen dem neunten und<br />

zehnten Jahre, wenn wir nur überhaupt aufmerksam darauf sind und<br />

uns dementsprechend verhalten, über eine Klippe hinweg. Und daß<br />

Copyright Rudolf Steiner Nachlass-<strong>Verwaltung</strong> Buch: 307 Seite: 13 6

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