rudolf steiner gesamtausgabe vorträge - Freie Verwaltung des ...
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Nicht so sehr, um diese verschiedenen Künste den Knaben beizubringen,<br />
lassen wir sie pflegen, sondern vor allen Dingen darum, daß<br />
nach allen Richtungen hin Verständnis entstehe. Denn das ist ja einer<br />
der Hauptschäden unserer gegenwärtigen sozialen Zustände, daß der<br />
eine Mensch so wenig versteht, was der andere tut. Wir müssen tatsächlich<br />
dazu kommen, nicht als abgesonderte einzelne Menschen oder<br />
Gruppen dazustehen, sondern mit vollem Verständnis der eine dem<br />
anderen gegenüberzustehen. Und was die Hauptsache ist, eine Pflege<br />
solcher Handarbeiten macht den Menschen nach den verschiedensten<br />
Richtungen geschickt.<br />
Es sieht ja vielleicht etwas paradox aus, aber dennoch bin ich der<br />
Überzeugung, daß niemand ein ordentlicher Philosoph sein kann, der<br />
nicht in der Lage ist, wenn es nötig wird, sich auch seine Strümpfe zu<br />
stopfen oder seine Kleider auszubessern. Wie soll man denn über die<br />
größten Weltgeheimnisse irgend etwas auf vernünftige Art wissen,<br />
wenn man nicht im Grunde genommen im Notfalle sich sogar seine<br />
Fußbekleidungen machen kann. Man kann ja wahrhaftig nicht mit<br />
innigem menschlichem Anteil in die Weltgeheimnisse eindringen wollen,<br />
wenn man für das Nächste überhaupt nicht die geringste Geschicklichkeit<br />
hat!<br />
Ich weiß, daß das paradox aussieht, aber ich glaube eben, daß sogar<br />
ein wenig Verständnis bei einem Philosophen vorhanden sein müsse,<br />
wie man Stiefel macht und dergleichen, weil sonst der Philosoph ein<br />
Abstraktling wird.<br />
Nun, das sind extreme Fälle, aber ich will durch die extremen Fälle<br />
darauf hinweisen, wie das Hinaufsteigen in die höchste Geistigkeit auf<br />
der einen Seite, und auch das Hinuntersteigen zu körperlicher Behandlung,<br />
körperlicher Pflege, in unserem pädagogischen Prinzip vorhanden<br />
sein muß.<br />
Dadurch sind wir aber auch in der Lage, die Kinder von diesem<br />
Handarbeitsunterricht zu einem verständnisvollen Treiben eines wirklichen<br />
Handfertigkeitsunterrichts zu führen. Im entsprechenden Lebensalter,<br />
und zwar ziemlich frühe, führen wir die Kinder dazu, sich<br />
Spielsachen zu machen - wie Sie ja hier gesehen haben in der Ausstellung,<br />
die wir von den Kinderhandarbeiten machten -, sich Spielsachen<br />
Copyright Rudolf Steiner Nachlass-<strong>Verwaltung</strong> Buch: 307 Seite: 228