rudolf steiner gesamtausgabe vorträge - Freie Verwaltung des ...
rudolf steiner gesamtausgabe vorträge - Freie Verwaltung des ...
rudolf steiner gesamtausgabe vorträge - Freie Verwaltung des ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
oder jenes Bedürfnis die Praxis ausgeübt wird. Die Praxis selber ergibt<br />
sich durchaus aus der unmittelbaren Erfahrung. Denn das ist immer<br />
die Bedingung, daß die entsprechende Menschenerkenntnis vorhanden<br />
ist, wenn man von dieser Gesinnung ausgeht. Dann aber ist Pädagogik<br />
und Didaktik in gewisser Beziehung schon eine ganz allgemeine soziale<br />
Frage; denn die Erziehung <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> muß doch eigentlich unmittelbar<br />
nach der Geburt beginnen. Das heißt aber nichts anderes, als daß Erziehung<br />
eine Angelegenheit der ganzen Menschheit, jeder Familie, jeder<br />
Menschengemeinschaft ist. Aber gerade dieses lehrt uns am allerintensivsten<br />
die Erkenntnis der kindlichen Wesenheit selber, bevor der Zahnwechsel<br />
um das siebente Jahr eingetreten ist. Ein deutscher Schriftsteller,<br />
Jean Paul, Friedrich Richter, hat ein wunderbares Wort gesprochen,<br />
indem er sagte: In den ersten drei Lebensjahren lernt der<br />
Mensch für das Leben viel mehr als in allen - damals gab es nur drei -,<br />
als in allen drei akademischen Jahren.<br />
In der Tat, vor allen Dingen die drei ersten Lebensjahre, dann aber<br />
auch die Lebensjahre bis zum siebenten hin, sind für die Gesamtentwickelung<br />
<strong>des</strong> Menschen die allerwichtigsten, denn da ist das Kind<br />
als Mensch etwas ganz anderes als später. Das Kind ist in den ersten<br />
Jahren eigentlich ganz Sinnesorgan. Nur stellt man sich den Umfang<br />
dieser Idee: das Kind ist in den ersten Jahren ganz Sinnesorgan - gewöhnlich<br />
gar nicht intensiv genug vor. Man muß schon zu recht drastischen<br />
Aussagen gehen, wenn man diese ganze Wahrheit eigentlich enthüllen<br />
will.<br />
Im späteren Leben hat der Mensch einen Geschmack von den aufgenommenen<br />
Speisen im Munde, im Gaumen, auf der Zunge. Der Geschmack<br />
ist sozusagen im Kopfe lokalisiert. Beim Kinde, insbesondere<br />
in den ersten Lebensjahren, ist das nicht der Fall, sondern der Geschmack<br />
wirkt durch den ganzen Organismus hindurch. Das Kind<br />
schmeckt bis in seine Gliedmaßen hinein die Muttermilch und die erste<br />
Nahrung. Was im späteren Lebensalter auf der Zunge vor sich geht,<br />
das geht bei dem Kinde im ganzen Organismus vor sich. Das Kind<br />
lebt sozusagen, indem es alles, was es aufnimmt, schmeckt. In dieser<br />
Beziehung lebt da etwas stark Animalisches. Aber wir dürfen niemals<br />
das Animalische, das in dem Kinde ist, vorstellen gleich dem Animali-<br />
Copyright Rudolf Steiner Nachlass-<strong>Verwaltung</strong> Buch: 307 Seite: 104