rudolf steiner gesamtausgabe vorträge - Freie Verwaltung des ...
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Man muß sich klar sein darüber, wenn man nun liebevoll das Kind<br />
zum Spiel anleiten will, wieviel von innerlich bauenden Kräften beim<br />
Kind zum Vorschein kommt. In dieser Beziehung sieht ja unsere ganze<br />
Zivilisation falsch. Unsere Zivilisation hat zum Beispiel den sogenannten<br />
Animismus erfunden. Das Kind, das sich an dem Tisch stößt,<br />
schlägt die Tischecke. Da sagt unsere Zeit: das Kind belebt den Tisch,<br />
stellt den Tisch vor, wie wenn er leben würde, wie ein Lebewesen,<br />
träumt das Leben in den Tisch hinein, schlägt den Tisch.<br />
Das ist ja gar nicht wahr. Das Kind träumt gar nichts in den Tisch<br />
hinein, sondern aus den Lebewesen, aus den Wesen, die wirklich leben,<br />
träumt es das Leben heraus. Nicht daß es in den Tisch das Leben hineinträumt,<br />
sondern aus den wirklichen Lebewesen träumt es das Leben<br />
heraus. Und wenn es sich verletzt hat, so schlägt es aus einer Art<br />
Reflexbewegung; und da alles noch unbelebt ist für das Kind - es<br />
träumt nicht das Leben in den Tisch hinein -, verhält es sich gegen<br />
das Belebte und Unbelebte gleich.<br />
Aus solchen ganz verkehrten Ideen sieht man, wie unsere Zivilisation<br />
gar nicht in der Lage ist, an das Kind heranzukommen. Und so<br />
handelt es sich darum, daß wir uns wirklich liebevoll dem Kinde<br />
gegenüber verhalten können, daß wir dasjenige, was es selber will,<br />
nur liebevoll anleiten. Und so sollen wir es nicht innerlich verprügeln<br />
durch schöne Puppen, so sollen wir mit ihm leben können und die<br />
Puppe gestalten, die es innerlich selber erlebt.<br />
Und so mit Bezug auf das ganze Spielwesen. Das Spielwesen fordert<br />
in der Tat ein wirkliches Durchschauen <strong>des</strong> kindlichen Wesens. -<br />
Wenn wir so lallen wie das kleine Kind, wenn wir die Sprache herunterbilden<br />
bis zum Kinde, wenn wir nicht wahrhaftig so sprechen,<br />
wie das Kind es hören muß als wahrhaft aus unserem Wesen herauskommend,<br />
so kommen wir mit Unwahrhaftigkeit dem Kinde entgegen.<br />
Während wir aber da uns nicht in Unwahrhaftigkeit hineinversetzen<br />
sollen, müssen wir uns in das, was willensartig ist, was ins Spielwesen<br />
hineingeht, gerade auf die kindliche Stufe versetzen können. Dann<br />
wird es uns klar sein, daß das Kind ganz und gar nicht in seinem<br />
organischen Wesen dasjenige hat, was heute in unserer Zivilisation ganz<br />
besonders beliebt ist: die Intellektualität. Wir dürfen daher auch in<br />
Copyright Rudolf Steinet Nachlass-Veiwaltung Buch: 307 Seite: 116