rudolf steiner gesamtausgabe vorträge - Freie Verwaltung des ...
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wirkt, wird innerlich nachgebildet. Das Kind bildet nachahmend die<br />
ganze Umgebung nach.<br />
Und nun müssen wir, indem wir diesen Gesichtspunkt gewonnen<br />
haben, hinschauen darauf, wie drei für das ganze Leben maßgebende<br />
Tätigkeiten von dem Kinde in den ersten Lebensjahren erworben werden:<br />
Gehen, Sprechen, Denken. Diese drei Fähigkeiten, die werden<br />
maßgeblich für das ganze Leben in den ersten Lebensjahren von dem<br />
Kinde erworben.<br />
Gehen, ja, das ist, ich möchte sagen, eine Abbreviatur, ein verkürzter<br />
Ausdruck für etwas viel Umfassenderes. Weil es am meisten<br />
auffällt, daß wir gehen lernen, sagen wir: das Kind lernt gehen. Aber<br />
dieses Gehenlernen, das ist ja verbunden mit einem Sich-Hineinversetzen<br />
in eine Gleichgewichtslage gegenüber der ganzen Raumeswelt. Wir<br />
suchen als Kind die aufrechte Lage, wir suchen als Kind die Beine in<br />
ein solches Verhältnis zur Schwerkraft zu bringen, daß wir das Gleichgewicht<br />
haben. Wir versuchen dasselbe aber auch mit den Armen und<br />
Händen. Der ganze Organismus wird orientiert. Gehenlernen bedeutet,<br />
die Raumrichtungen der Welt finden, den eigenen Organismus in die<br />
Raumrichtungen der Welt hineinzustellen.<br />
Hier handelt es sich darum, daß wir in richtiger Weise hinschauen<br />
darauf, wie das Kind ein nachahmen<strong>des</strong> Sinneswesen ist. Denn alles<br />
muß in den ersten Lebensjahren durch Nachahmung gelernt werden,<br />
aufgenommen werden durch Nachahmung aus der Umgebung.<br />
Nun wird doch jedem auffallen, wie der Organismus aus sich selber<br />
die orientierenden Kräfte heraustreibt, wie der Organismus <strong>des</strong> Menschen<br />
daraufhin veranlagt ist, sich in die vertikale Lage zu bringen,<br />
nicht wie beim Kriechen bei der horizontalen Lage zu bleiben, die<br />
Arme in entsprechender Weise im Gleichgewicht gegenüber der Raumeswelt<br />
zu gebrauchen. Das alles ist eine Veranlagung <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong>, geht<br />
sozusagen aus den eigenen Impulsen der Organisation hervor.<br />
Wenn wir nun anfangen, als Erziehende in das, was da die eigene<br />
Menschennatur will, den geringsten Zwang hineinzubringen, wenn wir<br />
nicht verstehen, frei die Menschennatur sich selbst zu überlassen und<br />
nur die Hilfeleister zu bilden, dann verderben wir die menschliche<br />
Organisation für das ganze Erdenleben.<br />
Copyright Rudolf Steiner Nachlass-<strong>Verwaltung</strong> Buch:307 Seite: 106