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rudolf steiner gesamtausgabe vorträge - Freie Verwaltung des ...

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VIERTER VORTRAG<br />

Ilkley, 8. August 1923<br />

Kein Zeitalter kann die Erziehung anders einrichten, als die allgemeine<br />

Zivilisation <strong>des</strong> Zeitalters ist. Was die allgemeine Zivilisation<br />

hergibt, das kann der Lehrende, der Unterrichtende dem Kinde in der<br />

Erziehung überliefern.<br />

Indem ich Ihnen von den Griechen gesprochen habe, mußte ich Sie<br />

darauf aufmerksam machen, wie die Griechen gedacht haben, wie die<br />

Griechen eine intime Erkenntnis <strong>des</strong> ganzen Menschen gehabt haben,<br />

und aus dieser intimen Kenntnis <strong>des</strong> ganzen Menschen heraus in einer<br />

Art, die wir heute nicht mehr haben können, die Kinder erzogen haben.<br />

Diese Erkenntnis <strong>des</strong> ganzen Menschen war beim Griechen eine<br />

solche, die ganz und gar folgte aus dem menschlichen Körper. Der<br />

menschliche Körper war in gewisser Beziehung für den Griechen<br />

durchsichtig. Der Körper enthüllte ihm, offenbarte ihm zugleich Seele<br />

und Geist, insofern die Griechen ein Verständnis hatten für Seele und<br />

Geist.<br />

Und wir haben ja gesehen, wie die Griechen vom Körper aus den<br />

ganzen Menschen erzogen. Was nicht aus dem Körper herausgeholt<br />

werden konnte, so wie ich gezeigt habe, daß Musik aus dem Körper<br />

herausgeholt wurde, das wurde dem Menschen verhältnismäßig spät,<br />

etwa erst dann, wenn er körperlich ganz erzogen war, im zwanzigsten<br />

Jahre oder später vermittelt.<br />

Wir sind alle heute in einer ganz anderen Lage. Und die größten<br />

Illusionen in der Menschheitsentwickelung entstehen eigentlich dadurch,<br />

daß man sich dem Glauben hingibt, alte Zeitalter, die es mit<br />

einer ganz anderen Menschheit zu tun hatten, könnten heute wieder<br />

erneuert werden. Aber gerade in der Gegenwart sind wir darauf angewiesen,<br />

ganz voll und mit praktischem Sinn uns der Wirklichkeit hinzugeben.<br />

Und wenn wir diese unsere geschichtliche Wirklichkeit verstehen,<br />

dann können wir eben nicht anders als sagen: Gera<strong>des</strong>o wie<br />

die Griechen vom Körper aus ihr gesamtes Erziehungswesen leiten<br />

mußten, so müssen wir vom Geiste aus die Erziehung leiten. Und wir<br />

Copyright Rudolf Steiner Nachlass-<strong>Verwaltung</strong> Buch: 307 Seite: 65

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