rudolf steiner gesamtausgabe vorträge - Freie Verwaltung des ...
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lerischen, aber vermeintlich das Leben nachahmenden Weise nun an<br />
das Kind herangebracht werden sollen. Die Puppe ist bloß ein charakteristisches<br />
Beispiel; wir formen ja alle unsere Spielzeuge nach und<br />
nach aus unserer Zivilisation heraus in einer solchen Weise. Diese<br />
Spielzeuge sind die furchtbarste innere Prügelei der Kinder. Und wie<br />
sich Kinder innerhalb der Familie, der Gemeinschaft ja auch wacker<br />
artig zeigen, wenn man sie verprügelt, wie das also durch Konventionelles<br />
hervorgerufen werden kann, so drücken auch die Kinder dasjenige<br />
aus Artigkeit nicht aus, was eigentlich tief im Grunde ihrer<br />
Seele wurzelt: die Antipathie gegen diese schöne Puppe. Wir bringen<br />
mit aller Gewalt dem Kinde bei, daß ihm das sympathisch sein soll,<br />
aber die unbewußten, unterbewußten Kräfte im Kinde spielen stark,<br />
und denen ist eigentlich all das, was in dem Stil der «schönen Puppe»<br />
ist, tief unsympathisch; denn es ist, wie ich gleich zeigen werde, eine<br />
innerliche Prügelei <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong>.<br />
Geht man aber so vor, daß dasjenige in Betracht gezogen wird, was<br />
das Kind in seinem einfachen Denken bis zum vierten, fünften Jahre,<br />
ja noch bis zum sechsten, siebenten Jahre hin, schon innerlich erfahren<br />
hat beim Aufrichten, beim Vertikalrichten, beim Spüren <strong>des</strong> Gehens,<br />
dann bekommt man eine Puppe, die man aus einem Taschentuch formt,<br />
oben den Kopf, ein Paar Tintenkleckse für die Augen allenfalls,, und<br />
dann hat man in dieser Puppe all dasjenige, was das Kind verstehen<br />
kann, was das Kind auch lieben kann. Da sind in einer primitiven<br />
Weise die Eigenschaften der menschlichen Gestalt vorhanden, soweit<br />
sie das Kind einzig und allein in seinem Kin<strong>des</strong>alter überschauen kann.<br />
Das Kind weiß nicht mehr vom Menschen, als daß der Mensch aufrecht<br />
ist, daß er ein Unten und ein Oben hat, daß da oben ein Kopf<br />
ist, und daß ein Paar Augen da sind; den Mund - das werden Sie bei<br />
kindlichen Zeichnungen finden -, den zeichnen sie manchmal auf die<br />
Stirne hinauf. Die Lage <strong>des</strong> Mun<strong>des</strong> ist noch nicht einmal klar. Dasjenige,<br />
was das Kind wirklich erlebt, ist aus der Puppe, die aus dem<br />
Taschentuch geformt und mit ein paar Tintenklecksen versehen ist,<br />
zu ersehen. Im Kinde arbeitet eine innerliche plastische Kraft. All dasjenige,<br />
was aus der Umgebung <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> an das Kind herankommt,<br />
geht über in ein inneres Bilden, auch in das Organbilden.<br />
Copyright Rudolf Steiner Nachlass-<strong>Verwaltung</strong> Buch: 3 0 7 Seite: 114