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rudolf steiner gesamtausgabe vorträge - Freie Verwaltung des ...

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DREIZEHNTER VORTRAG<br />

Ilkley, 17. August 1923<br />

Die Waldorfschule ist eine Schule für Knaben und Mädchen, und damit<br />

ist zu gleicher Zeit zwei Zielen, wie mir scheint, gedient. Das eine<br />

Ziel ist dieses: aus der gesamten menschlichen Wesenheit heraus den<br />

Unterricht zu gestalten. Hat man nur Knaben, so muß notwendigerweise<br />

nach und nach der Unterricht einseitig werden. Auf der anderen<br />

Seite aber kann auch durch das Zusammensein der Knaben und Mädchen<br />

das für das soziale Leben notwendige Verständnis von Mensch<br />

zu Mensch erzielt werden.<br />

Ein solches Verständnis muß ja insbesondere in unserer Zeit schon<br />

aus dem Grunde in der Erziehung berücksichtigt werden, weil ja die<br />

Frau in unserer sozialen Ordnung nunmehr sich ihre Stellung schon<br />

erstrebt hat oder zu erstreben bemüht ist.<br />

So rechnet also eigentlich die Pädagogik, von der die Waldorfschule<br />

ausgeht, auch mit den modernen sozialen Bestrebungen in dieser Beziehung.<br />

Dadurch ist manches in der Waldorfschule in Gemeinsamkeit<br />

von Knaben und Mädchen zu pflegen, woran sonst das eine oder das<br />

andere Geschlecht gar nicht herankommt.<br />

Sie haben ja gesehen, wir legen einen großen Wert darauf, daß das<br />

Kind nicht nur nach der Seite <strong>des</strong> Geistes und der Seele ausgebildet<br />

wird, sondern daß es ausgebildet wird als ganzer Mensch nach Geist,<br />

Seele und Körper. Deshalb pflegen wir auch die körperliche Betätigung,<br />

jene körperliche Betätigung namentlich, durch die der Mensch richtig<br />

verständnisvoll ins Leben hineingeführt werden kann.<br />

Und so können Sie bei uns in der Waldorfschule in dem sogenannten<br />

Handarbeitsunterricht Knaben und Mädchen strickend und häkelnd<br />

nebeneinander sitzen sehen. Daß wir damit nichts Unmenschliches,<br />

sondern etwas sehr Menschliches treffen, das können Sie dadurch wahrnehmen,<br />

daß tatsächlich mit einer gewissen Begeisterung bei uns die<br />

Knaben Strümpfe stricken und auch Strümpfe stopfen lernen. Sie tun<br />

das, ohne zu glauben, daß ihre männliche Würde dabei in irgendeiner<br />

Weise einen Abbruch erleidet.<br />

Copyright Rudolf Steiner Nachlass-<strong>Verwaltung</strong> Buch: 3 07 Seite: 22 7

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