rudolf steiner gesamtausgabe vorträge - Freie Verwaltung des ...
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uns ihre Bücher als den Spiegel vor, und da sehen wir uns drinnen als<br />
Knochengeist in Ideenassoziationen.<br />
Das überkommt heute den Menschen, wenn er nun über Erziehung<br />
praktisch nachsinnen will, wenn er praktisch an das Erziehungswesen<br />
herangehen will aus der allgemeinen Zivilisation! Da bekommt er<br />
nämlich nicht eine Anweisung, wie die Erziehung sein soll, sondern<br />
eine Anschauung darüber, wie man einen Haufen Menschenknochen<br />
findet und daraus ein Skelett zusammenstellt.<br />
Das ist, was die allgemeine Menschheit heute, die Laienmenschheit,<br />
fühlt. Sie lechzt nach einer neuen Erziehung! Überall tritt die Frage<br />
auf: Wie soll erzogen werden? - Aber wohin soll sich die Menschheit<br />
wenden? Sie kann sich nur wenden zu dem, was allgemeine Zivilisation<br />
ist. Da zeigt man ihr, daß man eigentlich nur ein Skelett aufbauen<br />
kann.<br />
Und da muß den Menschen überkommen, ich möchte sagen, ein<br />
tiefes Zivilisationsgefühl. Er muß sich, wenn er gesund fühlt, durchdrungen<br />
fühlen können mit dieser intellektualistischen Weise <strong>des</strong> heutigen<br />
Vorstellens und Denkens. Und darüber betäubt sich die heutige<br />
Menschheit. Sie möchte dasjenige, was man ihr im Spiegel zeigt, doch<br />
als etwas ganz Hohes und Vollendetes ansehen und möchte dann damit<br />
etwas machen, möchte vor allen Dingen damit erziehen. Und das<br />
geht nicht. Man kann damit nicht erziehen.<br />
Und so muß man heute zunächst, um den nötigen Enthusiasmus als<br />
Erzieher zu haben, hinschauen lernen auf alles dasjenige, was in unserem<br />
Denken, in unserer intellektualistischen Kultur nicht lebend,<br />
sondern tot ist. Denn das Skelett ist tot. Und durchdringt man sich<br />
mit dieser Erkenntnis, daß unser Denken ein totes Denken ist, dann<br />
kommt man sehr bald darauf, daß alles Tote aus einem Lebenden<br />
stammt. Wenn Sie einen Leichnam finden, so werden Sie den für nichts<br />
Ursprüngliches halten; nur wenn Sie keinen Begriff hätten von einem<br />
Menschen, würden Sie den Leichnam für etwas an sich halten. Wenn<br />
Sie aber einen Begriff haben vom Menschen, so werden Sie wissen: der<br />
Leichnam ist übriggeblieben vom Menschen. Aus dem Charakter <strong>des</strong><br />
Leichnams schließen Sie nicht nur auf den Menschen, sondern Sie wissen,<br />
daß da ein Mensch war.<br />
Copyright Rudolf Steiner Nachlass-Veiwaltung Buch: 307 Seite: 69