rudolf steiner gesamtausgabe vorträge - Freie Verwaltung des ...
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Kunstverständnis fehlt. Denn, was ist das Wesentliche im Weltverständnis?<br />
Daß wir die abstrakten Begriffe im rechten Momente verlassen<br />
können, um Einsicht, Verständnis für die Welt gewinnen zu<br />
können.<br />
Wenn man Mineralien begreifen will, kann man das nach Ursache<br />
und Wirkung. Physikalisches läßt sich so begreifen. Kommt man zu<br />
den Pflanzen herauf, dann ist es schon unmöglich, alles durch Logik,<br />
durch Verstand, durch Intellekt zu begreifen. Da muß schon das plastische<br />
Prinzip im Menschen sich regen, da gehen die Begriffe, die<br />
Ideen über in bildhafte Formen. Und alles, was wir an plastischer Geschicklichkeit<br />
dem Kinde beibringen, gibt ihm die Befähigung, das<br />
Pflanzenwesen seinen Gestaltungen nach zu begreifen. Wollen wir das<br />
Tierreich begreifen, wir können es nicht anders, als wenn wir in uns<br />
die Verständnisbegriffe durch die moralische Erziehung veranlagen<br />
lassen. Dann erst werden in uns diejenigen Kräfte rege, die hinüberschauen<br />
können zu dem Aufbauenden, zu dem aus dem Unsichtbaren<br />
heraus Aufbauenden <strong>des</strong> Tieres. Wie wenige Menschen, auch wie wenige<br />
Physiologen wissen heute, woher die Gestalt eines Tieres kommt!<br />
Die Gestalt eines Tieres kommt nämlich aus der Bildung gerade derjenigen<br />
Organe, die beim Menschen nachher Sprachorgane und Gesangsorgane<br />
werden. Das ist das Zentrum der Formbildung, der Gestaltbildung<br />
<strong>des</strong> Tieres. Das Tier kommt nicht zur artikulierten Sprache;<br />
das Tier kommt auch nur zu jenem Gesang, den wir bei dem Vogel<br />
kennen. Aber ebenso wie in Gesang und Sprache die Gestaltung ausströmt<br />
und die Luftwellen bildet, wodurch das Hörbare entsteht, ebenso<br />
geht dasjenige, was in dem Sprachorganismus, in dem Gesangsorganismus<br />
sich aus einem vitalen Prinzip entwickelt, zurück in das Tier.<br />
Und derjenige erkennt erst die Tierform, der weiß, wie gewissermaßen<br />
«musikalisch» diese Tierform gerade sich aus den später beim Menschen<br />
zu den musikalischen Organen metamorphosierten Gliedern herausbildet.<br />
Und wollen wir zum Menschen heraufkommen, dann brauchen wir<br />
ein umfassen<strong>des</strong> Kunstverständnis. Denn alles, was am Menschen ist,<br />
ist nur seinem unorganischen Ingredienz nach durch den Verstand begreifbar.<br />
Wenn wir im rechten Momente wissen, Vorstellung in künst-<br />
Copyright Rudolf Steiner Nachlass-<strong>Verwaltung</strong> Buch: 307 Seite: 224