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rudolf steiner gesamtausgabe vorträge - Freie Verwaltung des ...

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Wenn das Kind, sagen wir, einen Vater neben sich hat, der sich<br />

alle Augenblicke in Jähzorn äußert, wo also alle Augenblicke im unmittelbar<br />

äußerlichen Erlebnisse etwas vorkommt, was Schock bewirkt,<br />

ein Unmotiviertes ist, dann erlebt das Kind dies mit; das Kind<br />

erlebt dies so mit, daß es sich ausdrückt in seinem Atem und seiner<br />

Blutzirkulation. Indem es sich aber ausdrückt in der Atmung und Blutzirkulation,<br />

gestaltet es Lunge, gestaltet es Herz, gestaltet es das ganze<br />

Gefäßsystem; und das Kind trägt dasjenige plastisch gestaltet innerlich<br />

sein ganzes Leben hindurch mit, was es durch den Anblick der<br />

Taten eines jähzornigen Vaters in sich plastisch ausgebildet hat.<br />

Damit will ich nur andeuten, wie das Kind eine innerlich wunderbar<br />

wirkende plastische Kraft hat, wie das Kind fortwährend innerlich<br />

als Bildhauer an sich arbeitet. Und wenn Sie dem Kinde die Puppe<br />

aus dem Taschentuch geben, dann gehen die Kräfte, die aus dem<br />

menschlichen Organismus plastisch bildend in das Gehirn heraufgehen,<br />

die namentlich aus dem rhythmischen System, aus Atmung und<br />

Blutzirkulation das Gehirn ausbilden, sanft in das Gehirn. Sie bilden<br />

das kindliche Gehirn so, wie ein Bildhauer arbeitet, der mit biegsamer,<br />

leicht beweglicher, durchgeistigter, beseelter Hand den bildhauerischen<br />

Stoff bearbeitet: da geht alles in Bildsamkeit und in organischer Entwickelung<br />

vor sich. Das Kind schaut sich dieses zur Puppe geformte<br />

Taschentuch an, und das wird im Menschen Bildekraft, richtige Bildekraft,<br />

die aus dem rhythmischen System heraus sich gestaltet in das<br />

Gehirnsystem.<br />

Wenn Sie dem Kinde eine sogenannte schöne Puppe geben - die<br />

Puppe, die sich sogar bewegen kann, die Augen bewegen kann, die angestrichen<br />

ist, schöne Haare hat -, wenn Sie dem Kind dieses künstlerisch<br />

angeschaut, furchtbar scheußliche Gespenst übergeben, dann<br />

wirken die Kräfte aus dem rhythmischen System herauf, diese plastischen<br />

Kräfte, die vom Atmungs- und Blutsystem das Gehirnsystem<br />

gestalten, fortwährend wie Peitschenhiebe: das alles, was das Kind<br />

noch nicht verstehen kann, das peitscht herauf in das Gehirn. Das Gehirn<br />

wird gründlich durchgepeitscht, durchgeprügelt in einer furchtbaren<br />

Art. Das ist das Geheimnis der schönen Puppe. Das ist aber auch<br />

das Geheimnis <strong>des</strong> kindlichen Spiellebens in vieler Beziehung.<br />

Copyright Rudolf Steiner Nachlass-<strong>Verwaltung</strong> Buch: 307 Seite: 115

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