rudolf steiner gesamtausgabe vorträge - Freie Verwaltung des ...
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Copyright Rudolf Steiner Nachlass-<strong>Verwaltung</strong> Buch: 307 Seite: 67<br />
Aber wie haben sie ihn erkannt? Denken wir uns einmal, was man<br />
heute vom Geiste meint, wenn man heute vom Geiste spricht. Ich<br />
meine nicht jenes höchst unbestimmte nebulose Gebilde, das irgendwo<br />
über den Wolken schwebt. Wenn die Menschen heute von Geist reden,<br />
so ist das etwas, was traditionell sich dem Menschen mitgeteilt hat,<br />
woran nichts erlebt wird. Wir können nur dann von dem Geiste sprechen,<br />
den die Menschheit hat, wenn wir darauf hinschauen, wie die<br />
Menschheit mit diesem Geist verfährt, wie sie damit hantiert, was sie<br />
tut damit. Und den Geist, den eben die Menschheit in der gegenwärtigen<br />
Zivilisationsentwickelung hat, den haben schon John Stuart<br />
Mill oder Herbert Spencer in ihre Weltanschauung, in ihre Philosophien<br />
hineingearbeitet. Da ist er drinnen, da müßte er aufgesucht werden.<br />
Nicht wie die Menschen abstrakt vom Geiste sprechen, sondern<br />
wie sie den Geist anwenden, darauf muß man sehen.<br />
Und nun schauen wir uns einmal diesen gedachten Geist an. Er ist<br />
ja zunächst nur ein gedachter Geist, wie ihn die Zivilisation der Gegenwart<br />
hat, ein gedachter Geist, ein Geist, der allenfalls philosophische<br />
Dinge denken kann. Aber verglichen mit dem Vollinhaltlichen, das<br />
der Grieche angeschaut hat, wenn er vom Menschen, von seinem Anthropos<br />
gesprochen hat, ist ja das, worinnen wir da herumschwirren<br />
im Geiste, wenn wir denken, etwas höchst, nun sagen wir, Destilliertes,<br />
etwas höchst Dünnes.<br />
Der Grieche, wenn er vom Menschen sprach, hatte immer das Bild<br />
<strong>des</strong> körperlichen Menschen vor sich, der zugleich Offenbarung <strong>des</strong> Seelischen<br />
und <strong>des</strong> Geistigen war. Dieser Mensch war irgendwo, dieser<br />
Mensch war irgendwann, dieser Mensch hatte eine Grenze. Seine Haut<br />
begrenzte ihn. Und derjenige, der in den Gymnasien diesen Menschen<br />
ausbildete, der bestrich die Haut mit öl, um diese Grenze stark zu<br />
markieren. Der Mensch wurde stark hingestellt. Das war also etwas<br />
ganz Konkretes, etwas, was irgendwo, irgendwann, was in irgendeiner<br />
Weise gestaltet ist.<br />
Nun bitte, denken Sie an das Denken, worinnen wir heute den<br />
Geist ergreifen. Wo ist es? Welche Gestalt hat es? Es ist ja alles unbestimmt.<br />
Nirgends ein Wie und Wann, nirgends eine bestimmte Gestalt,<br />
nirgends etwas Bildhaftes. Man bemüht sich zwar, etwas Bild-