rudolf steiner gesamtausgabe vorträge - Freie Verwaltung des ...
rudolf steiner gesamtausgabe vorträge - Freie Verwaltung des ...
rudolf steiner gesamtausgabe vorträge - Freie Verwaltung des ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
ingen wollten, weil wir die freie Sonnenentfaltung nicht mehr vornehm<br />
genug für das Pflanzenwachstum finden.<br />
So war es tief begründet in der ganzen orientalischen Menschheitsanschauung,<br />
nur auf das Körperliche hinzuschauen. Wenn auch diese<br />
körperliche Entfaltung dann einseitig geworden ist, ja sogar in dieser<br />
Form, in der ich sie geschildert habe, schon einseitig war beim Judentum,<br />
so weist uns gerade diese Einseitigkeit darauf hin, daß man überall<br />
die Ansicht hatte, Körper, Seele und Geist sind Eines; daß man<br />
genau wußte: Hier auf Erden zwischen Geburt und Tod muß man<br />
die Seele und den Geist im Körper suchen.<br />
Das führt vielleicht zu einigem Erstaunen, wenn man gerade die<br />
alte spirituelle Kultur <strong>des</strong> Orients in diesem Lichte zeigt. Allein wenn<br />
Sie den wirklichen Gang der Menschheitsentwickelung studieren, dann<br />
werden Sie eben finden, daß die spirituellsten Konsequenzen der<br />
Menschheitszivilisation in denjenigen Zeiten errungen worden sind, in<br />
denen man Seele und Geist noch voll in dem Körperlichen zu schauen<br />
verstand. Hier hat sich eine für das Innerste der Menschheitszivilisation<br />
außerordentlich bedeutsame Entwickelung vollzogen.<br />
Warum durfte der Orientale, dem es ganz und gar darauf ankam,<br />
den Geist zu suchen, warum durfte er dieses Suchen nach dem Geist<br />
durch Methoden anstreben, die eigentlich körperliche waren? Es durfte<br />
der Orientale dies anstreben, weil ihm seine Philosophie die Ansicht<br />
gab nicht nur <strong>des</strong>sen, was irdisch ist, sondern auch <strong>des</strong>sen, was übersinnlich<br />
ist. Und er wußte: Betrachtet man Seele und Geist hier auf<br />
Erden als etwas Selbständiges, ja, dann - verzeihen Sie den etwas<br />
trivialen Vergleich, er ist durchaus aber im Sinne der orientalischen<br />
Weisheit gehalten-, dann betrachtet man Seele und Geist wie ein gerupftes<br />
Huhn, nicht wie ein Huhn, das Federn hat, also nicht wie ein vollständiges<br />
Huhn. Wie ein Huhn, dem man die Federn ausgerissen hat, so<br />
wäre dasjenige, was wir uns von Seele und Geist vorstellen, dem Orientalen<br />
vorgekommen; denn von dem, was Seele und Geist ist, von dem,<br />
was wir in anderen Welten suchen, von dem hatte er eine konkrete<br />
übersinnliche Anschauung. Er durfte es sich erlauben, hier den Erdenmenschen<br />
in seiner irdisch-sinnlichen körperlichen Offenbarung zu suchen,<br />
weil er für andere Welten gründlich überzeugt war, daß das ge-<br />
Copyright Rudolf Steiner Nachlass-<strong>Verwaltung</strong> Buch: 307 Seite: 39