rudolf steiner gesamtausgabe vorträge - Freie Verwaltung des ...
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die Schule als ein ganzer Organismus gedacht ist. Man kann zum<br />
Beispiel die Meinung haben, man besuche diese Schule ein, zwei, drei<br />
Tage, und man sähe sich an, was während dieser zwei, drei Tage getrieben<br />
wird, und man habe genug: man habe gesehen, wie in dieser<br />
Waldorfschule unterrichtet wird.<br />
Das ist nicht der Fall. Man hat dann eigentlich nichts Besonderes<br />
gesehen. Dasjenige, was man da gesehen hat, ist vergleichbar mit einem<br />
Stück, das man aus einem ganzen Bilde herausgeschnitten hat, und<br />
nach welchem man nun das ganze Bild beurteilen will.<br />
Denken Sie sich, Sie haben ein großes historisches Bild, schneiden<br />
ein Stückchen heraus und zeigen das jemand. Er wird das ganze Bild<br />
nach diesem kleinen Stückchen nicht beurteilen können; denn gerade<br />
dasjenige, um was es sich bei der Waldorfschule handelt, ist, daß jede<br />
einzelne Tätigkeit hineingestellt wird in den Organismus der ganzen<br />
Schule. So daß man viel mehr von der Waldorfschule kennenlernt,<br />
wenn man eben ihre Prinzipien kennenlernt, ihre ganze Struktur, das<br />
ganze organische Zusammenwirken, sagen wir, der achten Klasse mit<br />
der vierten Klasse, der ersten mit der zehnten Klasse, als wenn man<br />
ein einzelnes herausgeschnittenes Stückchen kennenlernt. Denn die<br />
Schulorganisation ist so gedacht, daß eben eine jede einzelne Betätigung<br />
in der Zeit an ihrer richtigen Stelle steht und mit dem Ganzen<br />
zusammenstimmt. Und von diesem Gesichtspunkte aus sind auch die<br />
einzelnen Unterrichtsfächer in die Schule hineingenommen.<br />
Ich möchte dieses Hineinnehmen der einzelnen Unterrichtsfächer in<br />
die Schule gerade an der Eurythmie wie in einer episodischen Art jetzt<br />
einmal ganz kurz dem Prinzip nach auseinandersetzen.<br />
Für die Schule und ihre Betätigung sollte eigentlich nichts erfunden<br />
werden. Wenn man irgendwie - wie es zu stark beim Fröbelschen<br />
Kindergarten geschehen ist - besondere Dinge ausdenkt, die für die<br />
Kinder gut sind, wenn man Dinge besonders für die Kinder zurichtet<br />
und nun sagt: Das gehört zum Erziehen, das muß dem Kinde beigebracht<br />
werden -, so vertritt man in der Regel ein falsches Prinzip.<br />
In die Schule soll nichts hineinerfunden werden, sondern im Grunde<br />
alles aus dem Leben hineingetragen werden. Der Lehrer soll den freien,<br />
unbefangenen Blick ins Leben haben, soll das Leben verstehen, und<br />
Copyright Rudolf Steiner Nachlass-<strong>Verwaltung</strong> Buch: 307 Seite: 234