rudolf steiner gesamtausgabe vorträge - Freie Verwaltung des ...
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wärtigen Zivilisation sich offenbart, äußerlich nimmt, für den werden<br />
die zahlreichen Erziehungsvereine eine äußere Offenbarung dafür sein,<br />
daß man gegenwärtig möglichst viel weiß, wie erzogen werden soll;<br />
für denjenigen, der das Menschenleben tiefer betrachtet, ist das nicht<br />
der Fall. Bei den Griechen war es ein Instinkt, der erzog. Man redete<br />
nicht viel über Erziehung. Plato war der erste, der - aus einer gewissen<br />
philosophischen Unerzogenheit heraus - auch nicht viel, aber einiges<br />
über Erziehung redete.<br />
Und sehr viel über Erziehung zu reden fing man eigentlich erst im<br />
16. Jahrhundert an. Die Menschheit redet nämlich meistens sehr wenig<br />
von dem, was sie kann, und sie redet sehr viel von dem, was sie<br />
nicht kann. Und für den tieferen Menschenkenner ist, wenn viel von<br />
einer Sache geredet wird, das nicht ein Zeichen dafür, daß man diese<br />
Sache versteht; sondern das menschliche Leben ist für den tieferen<br />
Kenner so, daß wenn in irgendeinem Zeitalter auftaucht das Bestreben,<br />
über eine Sache möglichst viel zu reden, dies ein Zeichen ist, daß man<br />
von einer Sache möglichst wenig weiß! Und so ist für den, der eigentlich<br />
hineinschaut in die heutige Zivilisation, das Auftauchen der Erziehungsfrage<br />
ein Hindeuten darauf, daß man nicht mehr weiß, wie es<br />
mit der Entwickelung der Menschen beschaffen ist.<br />
Das ist allerdings eine Sache, wegen der man, wenn man sie erwähnt,<br />
um Entschuldigung bitten muß. Das tue ich auch mit allem<br />
schuldigen Respekt. Aber es kann die Wahrheit doch nicht verhüllt<br />
werden, sie muß gesagt werden. Und wenn die Waldorfschul-Methode<br />
einiges erreichen wird, so wird sie es namentlich dadurch, daß sie ausgegangen<br />
ist davon, anstelle der Unkenntnis über die menschliche<br />
Wesenheit die Kenntnis von der menschlichen Wesenheit zu setzen, an<br />
die Stelle eines bloß äußerlichen anthropologischen Herumredens über<br />
den Menschen eine wirkliche anthroposophische Einsicht in das Innere<br />
der Menschennatur zu setzen, das heißt, den Geist als etwas Lebendiges<br />
in den körperlichen Menschen bis in die körperlichen Funktionen<br />
hineinzutragen.<br />
Es wird einmal ebenso selbstverständlich sein, vom Menschen mit<br />
Kenntnis zu sprechen, wie es heute fast selbstverständlich ist, mit Unkenntnis<br />
vom Menschen zu sprechen. Man wird einstmals auch in der<br />
Copyright Rudolf Steiner Nachlass-<strong>Verwaltung</strong> Buch: 307 Seite: 92