rudolf steiner gesamtausgabe vorträge - Freie Verwaltung des ...
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suchen muß, wenn man sehen wird, wie die Sprache, die den Menschen<br />
aus einem individuellen Wesen zu einem sozialen Wesen nach außen<br />
macht, in ihrer inneren Bewegung und Konfiguration ein Abbild ist<br />
der ganzen Menschennatur, und wie wir nicht durch eine bloße Zufälligkeit<br />
Zahnlaute, Lippenlaute, Gaumenlaute in der Sprache haben,<br />
sondern sie <strong>des</strong>halb haben, weil in den Zahnlauten zuerst der Kopf, in<br />
den Lippenlauten die Brust, in den Gaumenlauten der übrige Mensch<br />
in die Sprache hinein erobert wird.<br />
Lernen muß unsere Zivilisation so zu sprechen über die menschliche<br />
Offenbarung, dann wird sie den Geist an den ganzen Menschen herantragen.<br />
Dann wird sie auch den Weg finden von dem Geiste <strong>des</strong> Menschen<br />
hinein in seine intimsten Äußerungen, in die Moralitätsaußerungen.<br />
Dann wird aus alledem der innere Impuls einer Erziehung, wie<br />
wir sie brauchen, hervorgehen.<br />
Das bedeutsamste Dokument, das offenbaren kann, wie anders wir<br />
heute die Welt und ihre Zivilisation auffassen müssen, als das in alten<br />
Zeiten möglich war, ist das Johannes-Evangelium, das eigentlich das<br />
allerschönste, allertiefste Dokument gerade aus der griechischen Kultur<br />
heraus ist. Und das Johannes-Evangelium zeigt - das ist das Grandiose<br />
schon in seiner ersten Zeile -, wie wir uns zu ganz anderen lebendigen<br />
Ideen aufschwingen müssen, wenn wir für unsere heutige<br />
Zeit etwas lernen wollen aus den alten Zeiten. Was der Grieche gedacht<br />
hat, was der Grieche empfunden hat, das bildet das Kleid für<br />
das heraufkommende Christentum in dem Johannes-Evangelium.<br />
Die erste Zeile <strong>des</strong> Johannes-Evangeliums ist: «Im Urbeginne war<br />
das Wort» - im Griechischen «der Logos». Bei alledem, was der Mensch<br />
heute empfindet bei dem Worte «Wort», liegt ganz und gar nicht<br />
dasjenige, was der Schreiber <strong>des</strong> Johannes-Evangeliums empfunden<br />
hat, als er die Zeile niederschrieb: «Im Urbeginne war das Wort.»<br />
Das Armselige, das Unbedeutende, was wir denken, wenn wir das<br />
Wort «Wort» aussprechen, das hatte wahrhaftig der Schreiber <strong>des</strong><br />
Johannes-Evangeliums nicht im Sinne, als er die Zeile niederschrieb:<br />
«Im Urbeginne war das Wort.»<br />
In diesem Worte «Wort» liegt etwas ganz anderes. Bei uns ist das<br />
Copyright Rudolf Steiner Nachlass-<strong>Verwaltung</strong> Buch: 307 Seite: 94