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Jahresgutachten 2000/01 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...

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Drucksache 14/4792 – 86 – Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode<br />

Eine Betrachtung der Resultate aus bislang vorgelegten mikroökonometrischen Studien <strong>zur</strong> Evaluierung der<br />

aktiven Arbeitsmarktpolitik ergibt das folgende Bild: Für Maßnahmen <strong>zur</strong> Förderung der beruflichen Weiterbildung<br />

in Westdeutschland werden in der Mehrzahl der Fälle negative Effekte ausgemacht; eine Teilnahme an diesen Maßnahmen<br />

ist für Betroffene überwiegend mit einer Verschlechterung ihrer Arbeitsmarktsituation verbunden. Nur für<br />

einzelne Gruppen, so für Geringqualifizierte, bringt diese Art der Arbeitsmarktpolitik eine höhere Beschäftigungschance<br />

mit sich. Für Ostdeutschland zeigen sich bei Maßnahmen <strong>zur</strong> Förderung der beruflichen Weiterbildung keinerlei<br />

Wirkungen; Maßnahmenteilnehmer verbessern ihre Arbeitsmarktsituation in der Regel nicht. Für den Einsatz<br />

von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen liegen Ergebnisse bislang nur für Ostdeutschland vor. Diese weisen insgesamt<br />

negative Effekte auf die Wiederbeschäftigungschancen von Maßnahmenteilnehmern im Vergleich zu Nichtteilnehmern<br />

aus. Teilweise wird von positiven Wirkungen berichtet, die sich aber erst zwei Jahre nach einer Teilnahme<br />

einstellen. Dies ist allerdings genau derjenige Zeitpunkt, an dem Anschlussleistungen der Bundesanstalt für Arbeit<br />

auslaufen. Gemäß einer Studie des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle drängt sich die Vermutung auf, dass die<br />

positiven Arbeitsmarkteffekte nicht auf die Teilnahme an Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen <strong>zur</strong>ückgehen, sondern<br />

auf das Auslaufen von Leistungen, die damit im Zusammenhang stehen. Offensichtlich bemühen sich Betroffene<br />

erst dann verstärkt um einen Arbeitsplatz, was sich in einer höheren Beschäftigungswahrscheinlichkeit niederschlägt.<br />

Makroökonometrische Untersuchungen zeichnen alles in allem ein etwas positiveres Bild: Für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen<br />

wird in der Mehrzahl der Fälle von einer Verringerung der strukturellen Arbeitslosigkeit<br />

berichtet. Maßnahmen <strong>zur</strong> Förderung der beruflichen Weiterbildung wird eine Senkung der regionalen Langzeitarbeitslosigkeit<br />

attestiert.<br />

Kritisch ist anzumerken, dass in den bislang vorgelegten Studien die grundsätzlichen Probleme der jeweils verwendeten<br />

Untersuchungsansätze noch nicht befriedigend gelöst worden sind. Speziell die mikroökonometrischen<br />

Studien leiden darunter, dass ihnen wegen einer eingeschränkten Datenverfügbarkeit nur jeweils recht kleine Stichproben<br />

zugrunde liegen und die Pools <strong>zur</strong> Auswahl der Kontrollgruppen sehr klein sind. Dies schmälert die Validität<br />

der Forschungsergebnisse. Abhilfe kann die Bundesanstalt für Arbeit schaffen, sobald sie den ihr vorliegenden,<br />

umfangreichen Datenbestand für die wissenschaftliche Forschung aufbereitet hat.<br />

stellen, einem Plus von 9,5 vH, standen 15 170 noch<br />

nicht vermittelte Bewerber gegenüber, eine Abnahme<br />

um 22,6 vH. Das Überangebot an Ausbildungsstellen<br />

weitete sich hier binnen Jahresfrist auf mehr als das<br />

Doppelte aus. Die Anzahl der bei den Arbeitsämtern<br />

gemeldeten Ausbildungsstellen erhöhte sich im Vergleich<br />

zum Vorjahr um fast 7 000 oder um 1,4 vH (Tabelle<br />

26). Die Bewerberanzahl sank um knapp 4 vH.<br />

In Ostdeutschland kam es zu einem kräftigen Rückgang<br />

gemeldeter Berufsausbildungsstellen um 10 800<br />

oder um 7,8 vH. Der Grund hierfür lag alleine in einer<br />

Verringerung öffentlich geförderter außerbetrieblicher<br />

Ausbildungsstellen. Deren Anzahl wurde binnen Jahresfrist<br />

von 51 200 auf 39 490 reduziert. Die Privatwirtschaft<br />

hat ihrerseits das Angebot an Ausbildungsstellen<br />

um 922 erhöht. Die Anzahl der bei der<br />

Bundesanstalt für Arbeit gemeldeten ostdeutschen<br />

Ausbildungsplatzbewerber verringerte sich um 4,4 vH<br />

und damit stärker als im Bundesdurchschnitt. Das rechnerische<br />

Defizit an Ausbildungsstellen ging zwar<br />

<strong>zur</strong>ück. Zum Ende des Berufsberatungsjahres gab es in<br />

Ostdeutschland aber lediglich 784 von Unternehmen<br />

an die Bundesanstalt für Arbeit gemeldete, noch unbesetzte<br />

Berufsausbildungsstellen. Denen standen 8 470<br />

noch nicht vermittelte Bewerber gegenüber.<br />

Das Missverhältnis zwischen dem Stellenüberhang im<br />

früheren Bundesgebiet und dem Bewerberüberhang in<br />

den neuen Bundesländern deutet auf einen regionalen<br />

Mismatch hin, der zumindest teilweise durch eine<br />

höhere Bereitschaft zu regionaler Mobilität beseitigt<br />

werden könnte.<br />

Tarifabschlüsse produktivitätsorientiert<br />

140. In Deutschland fielen im Jahre <strong>2000</strong> die Tariflohnsteigerungen<br />

in den Bereichen mit Neuabschlüssen<br />

niedriger aus als im Jahr zuvor. Wird mit der Anzahl<br />

der jeweils betroffenen Arbeitnehmer gewichtet,<br />

sahen die Abschlüsse im Durchschnitt des Jahres <strong>2000</strong><br />

bei Berücksichtigung ihrer Laufzeit und aller Nebenregelungen<br />

Erhöhungen um 2,2 vH vor, nach 2,8 vH im<br />

Jahre 1999. Bei einer Lohndrift von 0,6 blieb der Anstieg<br />

der realen Effektivverdienste je Stunde, bei einem<br />

Anstieg der Verbraucherpreise von 2 vH, um 2,2 Prozentpunkte<br />

hinter dem Anstieg der Produktivität je<br />

Stunde <strong>zur</strong>ück (Tabelle 27, Seite 88). Trotz dieser moderaten<br />

Zunahme der Tariflöhne und der Effektivverdienste<br />

sind die realen Arbeitskosten pro Stunde in diesem<br />

Jahr mit 3 vH, deutlich stärker angestiegen. Dies<br />

erklärt sich daraus, dass die realen Arbeitskosten mit<br />

dem Deflator des Bruttoinlandsprodukts bereinigt werden,<br />

in dem sich die in diesem Jahr höheren Importpreise,<br />

insbesondere bei Erdöl und Erdgas, niederschlagen.<br />

Dennoch war auf Grund des kräftigen<br />

Produktivitätsanstiegs eine Expansion der Beschäftigung<br />

möglich. Im Ergebnis gingen die Lohnstückkosten<br />

<strong>zur</strong>ück. Auch die Arbeitseinkommensquote sank<br />

geringfügig.

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