Jahresgutachten 2000/01 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...
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Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 171 – Drucksache 14/4792<br />
Maße, nämlich um 261 000 <strong>zur</strong>ück. Gemessen an der<br />
umfassenderen Definition des Sachverständigenrates,<br />
die auch die verdeckte Arbeitslosigkeit einschließt,<br />
sank die Anzahl der Arbeitslosen um 365 000 Personen.<br />
Die Arbeitslosenquote war um rund einen Prozentpunkt<br />
niedriger als im Vorjahr, und zwar sowohl<br />
für die registrierte Arbeitslosigkeit (8,9 vH) als auch<br />
für die weiter definierte Arbeitslosigkeit (12,5 vH).<br />
Die Beschäftigung wird auch im Jahre 20<strong>01</strong> zunehmen,<br />
aber in vermindertem Tempo. Die Anzahl der Erwerbstätigen<br />
wird im Verlauf des Jahres um rund 435 000 Personen<br />
steigen. Neue Arbeitsplätze entstehen, wie in den<br />
Vorjahren, vor allem im Dienstleistungsbereich; im<br />
Baugewerbe wird die Anzahl der Beschäftigten dagegen<br />
abnehmen. Die Anzahl der registrierten Arbeitslosen<br />
wird sich um rund 200 000 verringern. Die Arbeitslosenquote<br />
geht im Jahresdurchschnitt auf 9,1 vH<br />
<strong>zur</strong>ück, bezogen auf die offene und verdeckte Arbeitslosigkeit<br />
auf 12,5 vH.<br />
Trotz günstiger demographischer Umstände wird die<br />
Abnahme der Anzahl der Arbeitslosen nicht ausreichen,<br />
um das Problem der hohen Arbeitslosigkeit nennenswert<br />
zu verringern. Die Anzahl der offenen und<br />
verdeckten Arbeitslosen wird Ende des Jahres 20<strong>01</strong> immer<br />
noch 5,18 Millionen Personen betragen. Dabei gibt<br />
es durchaus einen Anstieg der Nachfrage nach Arbeitskräften.<br />
So ist die Anzahl der Arbeitslosen relativ zu<br />
den gemeldeten offenen Stellen spürbar gesunken, in<br />
einigen Bereichen bestehen Engpässe an qualifizierten<br />
Fachkräften.<br />
Besonders in den neuen Bundesländern wird die Arbeitslosenquote<br />
weiter mehr als doppelt so hoch sein<br />
wie in den alten Bundesländern. Die Anzahl der Arbeitslosen<br />
wird im Jahre 20<strong>01</strong> kaum sinken. Dies ist<br />
umso enttäuschender, als gemessen an den Daten über<br />
Auftragseingänge und Produktion im Verarbeitenden<br />
Gewerbe die konjunkturelle Expansion auch in den<br />
neuen Bundesländern an Fahrt gewinnt.<br />
305. Der Anstieg der Verbraucherpreise hat sich seit<br />
der Jahresmitte infolge der Ölverteuerung und der Abwertung<br />
des Euro erneut spürbar beschleunigt. Im Oktober<br />
lag die Zunahme des Preisindex für die private<br />
Lebenshaltung im Vorjahresvergleich bei 2,4 vH, die<br />
des Harmonisierten Verbraucherpreisindex betrug<br />
ebenfalls 2,4 vH. Damit überschritt der Preisanstieg<br />
deutlich die Schwelle von 2 vH, bis zu der nach der Definition<br />
der Europäischen Zentralbank Preisniveaustabilität<br />
gegeben ist. Die Verstärkung des Preisauftriebs<br />
war wesentlich auf die Weitergabe gestiegener Importpreise<br />
<strong>zur</strong>ückzuführen. Auf die binnenwirtschaftlich<br />
bestimmte Preisentwicklung hat die Importverteuerung<br />
bisher kaum ausgestrahlt. So betrug der Preisniveauanstieg<br />
ohne Berücksichtigung der Energieprodukte<br />
im Jahresdurchschnitt 1,4 vH.<br />
Die inländische Preisniveauentwicklung wird im Jahre<br />
20<strong>01</strong> moderat bleiben. Für die Lohnstückkosten ist im<br />
Jahre 20<strong>01</strong> nach dem geringen Rückgang in diesem<br />
Jahr nur mit einer leichten Zunahme zu rechnen. Der<br />
Wettbewerb wird wegen der etwas schwächeren Konjunktur<br />
nicht weniger intensiv, sodass kaum nennenswerte<br />
Preiserhöhungsspielräume entstehen werden. Da<br />
die Teuerungsimpulse aus dem Ausland nachlassen,<br />
wird der Preisauftrieb im Verlauf des Jahres stark<br />
<strong>zur</strong>ückgehen. In dem Preisanstieg für den Jahresdurchschnitt<br />
wird dies allerdings nicht zum Ausdruck kommen,<br />
da das Preisniveau wegen des beschleunigten<br />
Anstiegs im zweiten Halbjahr des Jahres <strong>2000</strong> beim<br />
Eintritt in das Jahr 20<strong>01</strong> bereits auf einem sehr hohen<br />
Niveau liegt. Auf Grund dieses Überhangs werden die<br />
Verbraucherpreise im Jahresdurchschnitt auch im<br />
nächsten Jahr um 2 vH steigen.<br />
306. Der Staat brachte die Konsolidierung seiner Finanzen<br />
in diesem Jahr weiter voran. Der Staatshaushalt<br />
insgesamt wies sogar einen beträchtlichen Überschuss<br />
auf (Tabelle 53, Seite 172). Der Grund dafür<br />
waren die Erlöse aus der Versteigerung der UMTS-Lizenzen.<br />
Die Zunahme der Ausgaben, bereinigt um den<br />
UMTS-Effekt (Ziffer 151), betrug 1,9 vH und lag damit<br />
deutlich unter der gesamtwirtschaftlichen Expansion;<br />
die Staatsquote sank auf 48,2 vH.<br />
Im Jahre 20<strong>01</strong> werden die Staatsausgaben (bezogen auf<br />
die bereinigten Ausgaben des Vorjahres) mäßig zunehmen;<br />
die Staatsquote wird dadurch auf 47,0 vH verringert.<br />
Zum Teil nehmen die Ausgaben konjunkturell bedingt<br />
ab. Außerdem sinken die Zinsaufwendungen<br />
aufgrund staatlicher Schuldentilgung, und die Subventionsausgaben<br />
werden weiter gekürzt. Der Anstieg der<br />
Personalausgaben wird durch die Verringerung der Beschäftigung<br />
im Staatsbereich gedämpft.<br />
Die Steuereinnahmen stiegen in diesem Jahr um 4,5 vH;<br />
ihre Zunahme wurde unter anderem durch einige steuerliche<br />
Entlastungen und die Erhöhung des Kindergelds<br />
gedämpft. Mit dem Steuersenkungsgesetz und dem<br />
Steuersenkungsergänzungsgesetz wurden weitere umfangreiche<br />
Steuerentlastungen für die Privathaushalte<br />
und die Unternehmen beschlossen; danach werden diese<br />
schrittweise von Anfang des Jahres 20<strong>01</strong> bis Anfang<br />
2005 steuerlich entlastet werden (Ziffern 161 ff.). Die<br />
Entlastung der privaten Haushalte im Jahre 20<strong>01</strong> beträgt<br />
19,9 Mrd DM, die der Unternehmen 25,5 Mrd DM; wovon<br />
13,7 Mrd DM auf den Mittelstand entfallen. Weitere<br />
Steuersenkungen in Höhe von insgesamt 136,3 Mrd DM<br />
treten in den Folgejahren bis 2005 in Kraft, davon erhalten<br />
die Privathaushalte etwa ein Drittel, die Unternehmen<br />
zwei Drittel.<br />
Neben dieser Steuersenkung wird im Jahre 20<strong>01</strong> der<br />
Beitragssatz <strong>zur</strong> Gesetzlichen Rentenversicherung um<br />
0,2 Prozentpunkte gesenkt. Dem steht eine Steuererhöhung<br />
durch die Fortsetzung der ökologischen Steuerreform<br />
gegenüber. Insgesamt werden die Einnahmen des<br />
Staates im Jahre 20<strong>01</strong> mit einem Anstieg von 0,2 vH<br />
deutlich schwächer zunehmen als die Ausgaben.<br />
Die Entwicklung des Finanzierungssaldos des Staates<br />
wird stark durch Sondereffekte beeinflusst, was seine