19.06.2014 Aufrufe

Jahresgutachten 2000/01 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...

Jahresgutachten 2000/01 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...

Jahresgutachten 2000/01 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Drucksache 14/4792 – 72 – Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode<br />

111. Nach der Stabilisierung im letzten Jahr nahmen<br />

die gewerblichen Bauinvestitionen wieder spürbar ab.<br />

Dieser Rückgang um 1,5 vH stand im Gegensatz <strong>zur</strong> anziehenden<br />

gesamtwirtschaftlichen Aktivität, die vielfach<br />

eine Belebung des Wirtschaftsbaus hatte erwarten<br />

lassen. Nach wie vor belastete jedoch ein Überangebot<br />

an Wirtschaftsbauten – überwiegend in den neuen Ländern<br />

– die gesamtdeutsche Entwicklung. Außerdem<br />

konnten die Unternehmen verstärkt vorhandene Gebäude<br />

durch Umbaumaßnahmen für neue Anlagen<br />

nutzbar machen. Dies wurde sicherlich auch durch einen<br />

geringeren Raum- und Flächenbedarf für industrielle<br />

Aktivitäten begünstigt. Erweiterungsinvestitionen<br />

in Ausrüstungen zogen daher nicht in dem Maße wie in<br />

früheren Jahren Neubauten nach sich. Aber auch die<br />

Struktur der Wirtschaftsbauten wirkte sich hemmend<br />

aus: Die konjunkturellen Impulse kamen in diesem Jahr<br />

besonders vom Verarbeitenden Gewerbe; dessen Anteil<br />

an den Wirtschaftsbauten ist jedoch im Verhältnis zu<br />

den Dienstleistungsbereichen vergleichsweise gering.<br />

112. Die öffentlichen Bauinvestitionen fielen im<br />

jahre <strong>2000</strong> um 0,5 vH geringer aus als im Vorjahr<br />

(4,7 vH). Diese Abschwächung ist zum Teil auf einen<br />

Basisefekt infolge von Grundstücksverkäufen im Jahre<br />

1998 <strong>zur</strong>ückzuführen.<br />

Grundstücksverkäufe des Staates werden in den Volkswirtschaftlichen<br />

Gesamtrechnungen wie Desinvestitionen behandelt.<br />

So verringerten hohe Grundstücksverkäufe im Jahre 1998<br />

die öffentlichen Bauinvestitionen. Im Folgejahr kam es zu<br />

deutlich geringeren Grundstücksverkäufen, was den hohen Zuwachs<br />

von 4,7 vH zu einem Großteil erklärt. Rechnet man das<br />

aus dem Anstieg des vergangenen Jahres heraus, so fällt dieser<br />

erheblich geringer aus. Damit ergibt sich für das Jahr <strong>2000</strong><br />

eine leichte Verlangsamung.<br />

Ein anderer Grund für die Zurückhaltung bei den öffentlichen<br />

Investitionen lag in den Konsolidierungsbemühungen<br />

der öffentlichen Gebietskörperschaften.<br />

Hiervon waren auch die Gemeinden betroffen, die einen<br />

Großteil der öffentlichen Bauinvestitionen tätigen.<br />

2. Ausdehnung des Angebotsspielraums<br />

Lebhafte Entwicklung der Ausrüstungsinvestitionen<br />

113. Die Ausrüstungsinvestitionen und die Investitionen<br />

in Sonstige Anlagen sind in diesem Jahr deutlich<br />

gestiegen. Nur deshalb konnten die Bruttoanlageinvestitionen<br />

trotz des Rückgangs bei den Bauinvestitionen<br />

noch ein Plus verzeichnen (2,5 vH). Nimmt man die Investitionen<br />

der Unternehmen – in Ausrüstungen, Sonstige<br />

Anlagen und Wirtschaftsgebäude – zusammen ins<br />

Bild, hat sich der Angebotsspielraum der deutschen<br />

Wirtschaft in diesem Jahr mit 6,1 vH stärker ausgedehnt<br />

als im vergangenen Jahr (5,1 vH).<br />

Das Umfeld für die Investitionstätigkeit war im Jahre<br />

<strong>2000</strong> günstig, wenngleich nicht ganz ohne Schatten. So<br />

belasteten steigende Rohstoffpreise und wechselkursbedingt<br />

erhöhte Importpreise für Vorleistungsgüter die<br />

Unternehmen. Dem standen aber moderate Tariflohnsteigerungen<br />

mit überwiegend zweijähriger Laufzeit,<br />

ein leichter Rückgang der Realzinsen und eine kräftige<br />

Zunahme der Erträge vor allem im Auslandsgeschäft<br />

gegenüber. Die hohe Auslandsnachfrage und die im<br />

Jahresverlauf anziehende Inlandsnachfrage beflügelten<br />

die Absatzerwartungen und erforderten in zunehmendem<br />

Umfang Kapazitätserweiterungen. Dementsprechend<br />

zogen zu Jahresbeginn die Investitionen in<br />

Ausrüstungen deutlich an. Die für das kommende Jahr<br />

beschlossene Steuerreform dürfte sich in der zweiten<br />

Jahreshälfte nur leicht bemerkbar gemacht haben: Die<br />

angekündigte Verschlechterung der Abschreibungsbedingungen<br />

und die Aussicht, Unternehmensgewinne in<br />

der Folgezeit geringer versteuern zu müssen, veranlassten<br />

die Unternehmen, Investitionen in das laufende<br />

Jahr vorzuziehen. Alles in allem nahmen die Ausrüstungsinvestitionen<br />

im Jahre <strong>2000</strong> um 9,1 vH zu.<br />

Auch nach der abgeschlossenen Umstellung der Software<br />

auf das Jahr <strong>2000</strong> entwickelten sich die Investitionen<br />

in Sonstige Anlagen, die insbesondere erworbene<br />

und selbsterstellte Software umfassen, erfreulich. Neben<br />

den überwiegend positiven Rahmenbedingungen<br />

schlugen zum einen die noch nicht abgeschlossene Umstellung<br />

der Software auf die europäische Einheitswährung<br />

und zum anderen die zunehmende Dynamik<br />

durch die neuen Technologien zu Buche. So übertraf die<br />

Zuwachsrate mit 10,3 vH sogar diejenige des Vorjahres.<br />

114. Die Bilanzstatistik der Deutschen Bundesbank<br />

erlaubt einen Einblick in die Gewinnentwicklung der<br />

Unternehmen. Aufgrund der Erfassung und Auswertung<br />

der Unternehmensbilanzen liegen diese Daten nur<br />

mit Verzögerung vor; aktuell nur bis zum Jahre 1998.<br />

Die Investitionstätigkeit und die Renditeentwicklung,<br />

gemessen an der Veränderung der Differenz<br />

zwischen der Eigenkapitalrendite (nach Steuern)<br />

und der Umlaufsrendite festverzinslicher Wertpapiere,<br />

stehen in einem engen Zusammenhang (Schaubild<br />

17). So hatte sich im Jahre 1998 die Renditedifferenz<br />

nochmals vergrößert und mit ihr die<br />

Investitionstätigkeit zugenommen. Im vergangenen<br />

Jahr sank die Umlaufsrendite erneut und zwar auf<br />

4,3 %; aufgrund der damals verhaltenen Absatzentwicklung,<br />

steigender Lohnstückkosten und anziehender<br />

Rohstoffpreise dürfte sich aber die Eigenkapitalrendite<br />

stärker verringert haben. Mithin fielen<br />

die Renditedifferenz und die Zuwachsrate der<br />

Ausrüstungsinvestitionen geringer aus. Im Jahre<br />

<strong>2000</strong> verbesserte sich nicht nur die Absatzentwicklung,<br />

sondern es sanken auch die Lohnstückkosten.<br />

Dem standen allerdings weiterhin hohe Rohstoffpreise<br />

und eine steigende Umlaufsrendite festverzinslicher<br />

Wertpapiere gegenüber. Gleichwohl dürfte<br />

sich die Renditedifferenz in diesem Jahr wieder erhöht<br />

haben.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!