Jahresgutachten 2000/01 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...
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Drucksache 14/4792 – 266 – Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode<br />
Ersparnisbildung dar und kann daher das Einkommen<br />
um ein Vielfaches übersteigen. Drittens löst beim Vermögen<br />
– anders als beim Einkommen – wegen der fehlenden<br />
Notwendigkeit, über Vermögen zu verfügen,<br />
der Mangel daran auch keinen sozialstaatlich begründeten<br />
Transfer aus: Im Falle fehlenden Vermögens wird<br />
kein Transfervermögen übereignet.<br />
Tabelle 66<br />
Geldvermögen der privaten Haushalte in<br />
Deutschland 1)<br />
Mrd DM 2)<br />
1993 1998<br />
Geldanlage bei:<br />
Banken....................... 1 746,8 2 057,5<br />
davon:<br />
Bargeld und<br />
Sichteinlagen .......... 368,6 500,4<br />
Termingelder .......... 528,1 363,5<br />
Spareinlagen ........... 850,2 1 193,5<br />
Bausparkassen ........... 145,5 178,6<br />
Versicherungen.......... 822,5 1 261,1<br />
Geldanlage in:<br />
Geldmarktpapieren .... 12,8 2,4<br />
Rentenwerten............. 568,1 762,8<br />
Investmentzertifikaten 265,8 566,2<br />
Aktien........................ 238,4 491,7<br />
Sonstige Forderungen... 292,3 362,5<br />
Geldvermögen, insgesamt 4 092,2 5 682,8<br />
1) Private Haushalte einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck.<br />
Nach dem Konzept des ESVG 1979. – 2) Stand am Jahresende.<br />
Quelle: Deutsche Bundesbank<br />
Insbesondere in den neuen Bundesländern hat die Vermögensbildung<br />
deutliche Früchte getragen: Während<br />
im Westen das durchschnittliche Nettogeldvermögen<br />
im Zeitraum von 1993 bis 1998 um knapp 10 vH anstieg,<br />
waren es im Osten gut 40 vH (Tabelle 67). Auch<br />
der Anstieg des durchschnittlichen Immobilienvermögens<br />
privater Haushalte ist im Osten deutlich stärker als<br />
im Westen. Diese Entwicklungen finden allerdings auf<br />
einem erheblich niedrigeren Niveau statt: Das durchschnittliche<br />
Nettogesamtvermögen privater Haushalte<br />
lag im Jahre 1998 in den neuen Bundesländern nur bei<br />
knapp 35 vH des westdeutschen Wertes. Insgesamt ist<br />
der Zuwachs an Nettogesamtvermögen in den neuen<br />
Bundesländern aber dennoch nicht nur relativ, sondern<br />
auch absolut größer als in den alten Bundesländern. Inwieweit<br />
dies aus einer unterschiedlichen Sparneigung<br />
oder aus einer unterschiedlichen Wertentwicklung des<br />
bestehenden Vermögens resultierte, konnte hier nicht<br />
abschließend analysiert werden.<br />
Die Konzentration des Nettogeldvermögens hat deutlich<br />
zugenommen: Verfügten im Jahre 1988 die 50 vH<br />
der vermögensärmsten westdeutschen Haushalte noch<br />
über 9,2 vH des gesamten nachgewiesenen Nettogeldvermögens,<br />
so sank dieser Anteil bis zum Jahre 1998<br />
auf fast die Hälfte (4,8 vH). Im Gegenzug konnten<br />
die 10 vH der Haushalte mit dem höchsten Vermögen<br />
ihren Anteil im gleichen Zeitraum von knapp 43 vH auf<br />
knapp 50 vH ausbauen. Im Zeitraum von 1993 bis 1998<br />
ging in Deutschland beim Nettogeldvermögen die Grenze<br />
des ersten Quartils, also die Vermögensgrenze, die<br />
von einem Viertel der Haushalte nicht überschritten<br />
wird, von 8 000 DM auf 5 400 DM <strong>zur</strong>ück, während sich<br />
die Grenze zum obersten Zehntel von knapp 130 000 DM<br />
auf etwas unter 150 000 DM verschob. Zusammen mit<br />
der Tatsache, dass im gleichen Zeitraum Anlagen in Aktien<br />
und Investmentzertifikaten stark an Bedeutung gewonnen<br />
haben, lässt dies den Schluss zu, dass die Vernachlässigung<br />
der Vermögenszuwächse die zunehmende<br />
Ungleichverteilung in der Einkommensverteilung<br />
tatsächlich unterzeichnet. Anders ausgedrückt:<br />
Das Auseinanderfallen der öffentlichen Wahrnehmung<br />
einer zunehmenden Einkommensungleichheit und die<br />
Stichprobenbefunde nur geringfügig zunehmender<br />
Einkommensdisparitäten findet eine mögliche Erklärung<br />
in der un<strong>zur</strong>eichenden Erfassung der Vermögenseinkommen.<br />
Beim Immobilienvermögen ist im Westen keine nennenswerte<br />
Zunahme der Konzentration auszumachen,<br />
während im Osten erwartungsgemäß die Streuung des<br />
Immobilienvermögens zunimmt.<br />
Einen Hinweis auf eine zunehmende Verschuldung privater<br />
Haushalte gibt die Tatsache, dass im Jahre 1998<br />
das Viertel der Haushalte mit dem geringsten Nettogesamtvermögen<br />
zusammengenommen ein negatives<br />
Gesamtvermögen aufweist. Insgesamt verfügt die weniger<br />
vermögende Hälfte der Bevölkerung über 3,6 vH<br />
des gesamten Nettovermögens, während das vermögensstärkste<br />
Fünftel ungefähr zwei Drittel auf sich vereinigt.<br />
Der Umstand, dass das Betriebsvermögen nicht<br />
erfasst ist, sehr einkommensstarke Haushalte in der<br />
Stichprobe nicht vertreten sind und die Summe des erfassten<br />
Geldvermögens nur etwas mehr als die Hälfte<br />
des tatsächlichen ausmacht, legt den Schluss nahe, dass<br />
der Vermögensanteil dieser Haushalte unterzeichnet<br />
wird.<br />
Mobilitätsanalyse<br />
510. Entscheidend für die Beurteilung der materiellen<br />
Situation privater Haushalte ist jedoch nicht nur<br />
die aktuelle Einkommens- und Vermögensverteilung,<br />
sondern auch die Einkommensmobilität, also<br />
die Möglichkeit, die eigene Einkommensposition zu<br />
verändern. Dies ist insbesondere am unteren Rand<br />
der Verteilung wichtig. Nach einer in der Literatur gängigen<br />
Abgrenzung gilt derjenige als einkommensarm,<br />
der über weniger als die Hälfte des Medianwertes<br />
der äquivalenzgewichteten Nettoeinkommen verfügt.