Jahresgutachten 2000/01 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...
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Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 23 – Drucksache 14/4792<br />
ten der Elektronikindustrie begünstigte in erster Linie<br />
Malaysia, aber auch die Philippinen, wo etwa die<br />
Hälfte der Exporte auf diesen Bereich fallen. Dem Exportanstieg<br />
stand aber eine noch höhere Importzunahme<br />
gegenüber, sodass sich der Außenbeitrag verringerte.<br />
Die Region verzeichnete in diesem Jahr massive private<br />
Nettokapitalabflüsse, nach einem leichten Anstieg<br />
der Nettokapitalimporte im vergangenen Jahr (Schaubild<br />
2). Hier kommen vor allem die gestiegenen Zinsen<br />
in den Vereinigten Staaten zum Tragen. Bei einer<br />
Verringerung der Lohnstückkosten erholten sich die inländischen<br />
privaten Investitionen. Auch gelang ein<br />
weiterer Abbau der im Vorfeld der Krisen aufgebauten<br />
Überkapazitäten, die allerdings noch immer groß sind.<br />
Eine besonders positive Entwicklung verzeichnete hier<br />
Korea, wo sich die Anlageinvestitionen um gut 12 vH<br />
erhöhten. Die private Konsumnachfrage schließlich<br />
stieg infolge einer Zunahme der realen Stundenlöhne<br />
und einer Entspannung auf dem Arbeitsmarkt in sämtlichen<br />
Ländern.<br />
Schaubild 2<br />
Mrd US-Dollar<br />
+250<br />
+200<br />
+150<br />
+100<br />
+ 50<br />
0<br />
- 50<br />
Privater Netto-Kapitalzufluss 1)<br />
in die aufstrebenden Volkswirtschaften<br />
Lateinamerika<br />
Insgesamt<br />
Transformationsländer<br />
2)<br />
Asiatische<br />
Länder 3)<br />
1991 92 93 94 95 96 97 98 99 <strong>2000</strong><br />
Mrd US-Dollar<br />
+250<br />
1) Direktinvestitionen, Wertpapieranlagen und sonstiger Kapitalverkehr.<br />
Negative Werte bedeuten Netto-Kapitalabflüsse. Für dieLänderabgrenzung<br />
siehe IWF „ World Economic Outlook ”,<br />
Oktober <strong>2000</strong>.–<br />
2) Vorwiegend osteuropäische Länder.– 3) Indonesien, Korea, Malaysia,<br />
Philippinen, Thailand.<br />
Quelle: IWF<br />
SR <strong>2000</strong> - 12 - 0552<br />
+200<br />
+150<br />
+100<br />
+ 50<br />
0<br />
- 50<br />
47. In der Volksrepublik China sind die Zuwachsraten<br />
des Bruttoinlandsprodukts nach wie vor hoch. In diesem<br />
Jahr legte die wirtschaftliche Aktivität um 7,8 vH<br />
zu, 0,7 Prozentpunkte stärker als im Vorjahr. Anders als<br />
im Jahre 1999 spielte die Ausfuhr eine bedeutende<br />
Rolle für die wirtschaftliche Entwicklung. Sie erhöhte<br />
sich in diesem Jahr nominal um etwa 15 vH. Die private<br />
Binnennachfrage entwickelte sich weiterhin nur<br />
verhalten. Die Privaten Konsumausgaben sprangen<br />
kaum an. Dafür dürfte auch die zunehmende, für chinesische<br />
Verhältnisse ohnehin bereits hohe Arbeitslosigkeit<br />
verantwortlich sein – die Asiatische Entwicklungsbank<br />
schätzt die Arbeitslosenquote in diesem Jahr<br />
auf 10,5 vH, einen Prozentpunkt höher als im vergangenen<br />
Jahr.<br />
Die nach dem allgemeinen Preisrückgang der letzten<br />
Jahre wieder leicht anziehende Teuerung ist damit auch<br />
weniger auf eine gestiegene private inländische Nachfrage<br />
als vielmehr vor allem auf die Preiserhöhung<br />
beim Rohöl <strong>zur</strong>ückzuführen. Ausschlaggebend für die<br />
Umkehr in der Preisniveauentwicklung dürfte auch die<br />
Fiskalpolitik gewesen sein, die wie in den Jahren zuvor<br />
expansiv angelegt war. Schwerpunkte der Ausgabenpolitik<br />
waren, wie im Vorjahr, umfangreiche Infrastrukturprojekte<br />
<strong>zur</strong> Förderung des unterentwickelten<br />
Westens Chinas sowie Maßnahmen <strong>zur</strong> Rekapitalisierung<br />
des inländischen Bankensektors und <strong>zur</strong> Sicherung<br />
der Sozialsysteme. Un<strong>zur</strong>eichend ist der Stand bei<br />
den Reformen der ineffizient arbeitenden Staatsbetriebe;<br />
gemessen am Bruttoinlandsprodukt ist davon<br />
immerhin ein Drittel der Volkswirtschaft betroffen.<br />
48. Zum Beitritt Chinas <strong>zur</strong> Welthandelsorganisation,<br />
der spätestens für das kommende Jahr erwartet wird,<br />
wurden insbesondere durch bilaterale Abkommen mit<br />
den Vereinigten Staaten im November letzten Jahres<br />
und mit der Europäischen Union im Mai dieses Jahres<br />
die Weichen gestellt. Darin wurden bereits eine deutliche<br />
Senkung der Handelsbarrieren sowie bedeutende<br />
Marktzugangserleichterungen auch für ausländische<br />
Unternehmen beschlossen. Der Internationale Währungsfonds<br />
erwartet für China wegen eines Beitritts <strong>zur</strong><br />
Welthandelsorganisation kurzfristig eine leichte Verschlechterung<br />
der Leistungsbilanz infolge einer<br />
Importerhöhung in den Bereichen Kraftfahrzeuge,<br />
Agrarprodukte und in einigen kapitalintensiven Branchen,<br />
so im Telekommunikationsbereich. Die Exporte<br />
Chinas dürften dagegen angesichts noch bestehender<br />
Handelsbarrieren zunächst nur geringfügig mehr ansteigen.<br />
Ebenfalls für die kurze Frist prognostiziert der<br />
Internationale Währungsfonds eine leichte Verringerung<br />
des Zuwachses des Bruttoinlandsprodukts, zudem<br />
wird mit Arbeitsplatzverlusten infolge der Substitution<br />
inländischer Produktion durch Importe und aufgrund<br />
von Umstrukturierungen gerechnet. Langfristig dürfte<br />
sich der Beitritt <strong>zur</strong> Welthandelsorganisation für China<br />
positiv auswirken. So rechnet der Internationale<br />
Währungsfonds mit einer deutlichen Erhöhung der Exporte<br />
Chinas nach dem Jahre 2005, vorausgesetzt, das<br />
Multifaserabkommen läuft endgültig aus und die darin