Jahresgutachten 2000/01 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...
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Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 63 – Drucksache 14/4792<br />
Datum<br />
Geld- und währungspolitisch wichtige Ereignisse<br />
noch Tabelle 17<br />
noch <strong>2000</strong><br />
22. September Auf Initiative der Europäischen Zentralbank intervenieren, unter anderen, die Notenbanken der<br />
Vereinigten Staaten und Japans zusammen mit der Europäischen Zentralbank am Devisenmarkt<br />
zugunsten des Euro, da die Kursentwicklung des Euro eine zunehmende Gefahr für die Weltwirtschaft<br />
darstelle. Der Kurs des Euro stabilisiert sich daraufhin kurzzeitig, fällt aber durch<br />
massive Währungsverkäufe nach Beendigung der Intervention am gleichen Tag erneut stark.<br />
5. Oktober Der Europäische Zentralbankrat beschließt, den Mindestbietungssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte<br />
mit Wirkung vom 11. Oktober um 25 Basispunkte auf 4,75 % anzuheben. Er<br />
beschließt ferner, die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität<br />
mit Wirkung vom 6. Oktober um jeweils 25 Basispunkte auf 5,75 % beziehungsweise 3,75 %<br />
anzuheben.<br />
November<br />
Die Europäische Zentralbank interveniert mit Unterstützung der Notenbanken des Euro-Systems<br />
am Devisenmarkt erneut zugunsten des Euro. Notenbanken außerhalb des ESZB beteiligen sich<br />
nicht.<br />
Wertpapierhäuser und Versicherungen in einer einheitlichen<br />
Behörde zusammengefasst. Wichtig ist, dass<br />
trotz unterschiedlicher Regelungen überall die gleichen<br />
Standards angewandt werden. Das erfordert ein<br />
hohes Maß an Kooperation und Koordination zwischen<br />
den nationalen Behörden.<br />
96. Die Entscheidung für eine Eingliederung der<br />
Bankenaufsicht in die Notenbank bei gleichzeitiger<br />
geldpolitischer Eigenständigkeit der Zentralbank<br />
brachte in der Vergangenheit für viele Länder, so auch<br />
für Deutschland, einen Interessenkonflikt mit sich. Die<br />
Ausübung bankaufsichtlicher Tätigkeiten hätte in Widerspruch<br />
zu den geldpolitischen Zielen stehen können.<br />
Darüber hinaus unterliegt die Bankenaufsicht einer<br />
klaren Weisungsbefugnis seitens der Regierung.<br />
Dies hätte in Widerspruch zum Primat der Unabhängigkeit<br />
der nationalen Geldpolitik gestanden. Heute<br />
stellt sich die Situation anders dar. Die nationalen Notenbanken<br />
des Euro-Raums haben ihre geldpolitische<br />
Zuständigkeit an die Europäische Zentralbank abgetreten<br />
und tragen, bis auf ihren Präsidenten, keine direkte<br />
geldpolitische Entscheidungsverantwortung mehr. Es<br />
obliegt ihnen aber unverändert die Überwachung der<br />
wichtigsten Zahlungsverkehrssysteme. Für eine Ansiedlung<br />
von Aufsichtsfunktionen bei der Zentralbank<br />
könnte vor allem diese größere Nähe zum Markt sprechen.<br />
Denn die Sicherstellung der Funktionsfähigkeit<br />
des Finanzsystems ist eine mindestens ebenso wichtige<br />
Aufgabe wie der Anlegerschutz.<br />
97. Diese Argumente mögen auf den ersten Blick für<br />
eine Konzentration der Bankenaufsicht bei der Notenbank<br />
sprechen. Entscheidender für die Zukunft ist aber,<br />
dass die tatsächlichen Rahmenbedingungen integrierter<br />
Finanzmärkte die Trennung von Bankenaufsicht,<br />
Versicherungsaufsicht und Wertpapieraufsicht immer<br />
mehr infrage stellen werden. Gerade die integrierten<br />
und zentralen Aufsichtsbehörden in den nordeuropäischen<br />
Ländern, im Vereinigten Königreich und in Japan<br />
sind, wenn auch zumeist auf politischen Druck hin,<br />
aus der Erfahrung vergangener Krisensituationen heraus<br />
entstanden. Die wichtige Aufgabe der Prävention<br />
von Krisen legt deshalb die Überlegung nahe, ob nicht<br />
eine für alle Finanzdienstleister zuständige Aufsichtsbehörde<br />
bereits heute die passende Antwort auf die<br />
Frage einer Reorganisation darstellt.<br />
III. Deutschland:Der Aufschwung hat sich<br />
fortgesetzt<br />
1. Expansion nach klassischem Muster<br />
98. Die deutsche Volkswirtschaft befindet sich in einem<br />
konjunkturellen Aufschwung (Schaubild 12,<br />
Seite 64). Auslöser war Mitte des vergangenen Jahres<br />
eine kräftig expandierende Auslandsnachfrage, die bei<br />
einem etwas geringeren Expansionstempo der Importe<br />
einen wichtigen Beitrag zum Anstieg des Bruttoinlandsprodukts<br />
im Jahre <strong>2000</strong> leistete. Die Binnennachfrage<br />
kam dagegen nur langsam in Fahrt. Während sich die<br />
Ausrüstungsinvestitionen lebhaft entwickelten, brachen<br />
die Bauinvestitionen nach der zaghaften Belebung<br />
im vergangenen Jahr erneut ein. Die Zunahme der<br />
Privaten Konsumausgaben blieb hinter der des Vorjahrs<br />
<strong>zur</strong>ück. Insgesamt nahm das Bruttoinlandsprodukt<br />
im Jahresdurchschnitt um 3,0 vH zu.