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Jahresgutachten 2000/01 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...

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Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 173 – Drucksache 14/4792<br />

Interessengruppen angekündigt wurden. Auch der Abbau<br />

von Steuervergünstigungen wird immer wieder<br />

durch Ausnahmeregelungen unterlaufen. Ein solches<br />

Verhalten untergräbt das Vertrauen in die Nachhaltigkeit<br />

der Konsolidierungsbemühungen und schwächt<br />

ihre positiven Wirkungen.<br />

308. Die hier vorgelegte Prognose mag optimistisch<br />

erscheinen, vor allem, wenn man den von uns erwarteten<br />

Konjunkturverlauf an den rezessiven Entwicklungen<br />

nach früheren Ölverteuerungen misst. Ausschlaggebend<br />

dafür ist, dass die Ölverteuerung nicht zu einer<br />

Verteilungsauseinandersetzung führt, die die Europäische<br />

Zentralbank und andere Notenbanken zu restriktivem<br />

Gegensteuern veranlassen müsste, um die Preisniveaustabilität<br />

zu verteidigen. Für diese Einschätzung<br />

sprechen gute Gründe, aber natürlich ist nicht auszuschließen,<br />

dass es anders kommt.<br />

Ein Risiko für die Prognose stellt die weitere Entwicklung<br />

des Ölpreises dar. Sollte er – anders als hier angenommen<br />

– weiter steigen, und das nicht nur vorübergehend,<br />

sondern über längere Zeit, dann wäre der<br />

Konjunkturausblick merklich ungünstiger. Ein höherer<br />

Ölpreis für sich genommen müsste den Anstieg der gesamtwirtschaftlichen<br />

Produktion zwar nicht beenden,<br />

er würde aber die Kapitalrendite verringern und Kaufkraft<br />

entziehen und damit die Investitionen und die<br />

Konsumnachfrage beeinträchtigen.<br />

Nicht auszuschließen ist außerdem, dass unsere lohnpolitische<br />

Setzung sich als nicht zutreffend erweist.<br />

Wenn etwa im Zuge der Festigung der Konjunktur die<br />

Lohnforderungen im Euro-Raum gemessen an der Produktivitätsentwicklung<br />

überzogen sein werden und<br />

Nachbesserungen für den ölpreisbedingten Kaufkraftverlust<br />

erstreikt werden, könnte die Europäische Zentralbank<br />

wohl kaum stillhalten und müsste eine restriktive<br />

Politik einschlagen. In diesem Fall könnten die von<br />

uns erwarteten Produktions- und Beschäftigungsgewinne<br />

wohl nicht erreicht werden.<br />

Risiken birgt schließlich die weitere Entwicklung in<br />

den Vereinigten Staaten. Sollte die Landung der amerikanischen<br />

Wirtschaft nach dem langen und kräftigen<br />

Aufschwung härter sein als erwartet, könnte dies eine<br />

sich selbst verstärkende Abwärtsbewegung auslösen,<br />

die sich über sinkende Importe dämpfend auf die Weltkonjunktur<br />

und die Entwicklung der deutschen Wirtschaft<br />

auswirken würde.<br />

309. Es gibt aber auch Chancen: Die wirtschaftliche<br />

Aufwärtsbewegung in den Vereinigten Staaten könnte<br />

– und das nicht zum ersten Mal – sich als robuster erweisen<br />

als in dieser Prognose unterstellt. Es ist auch<br />

denkbar, dass sich in Deutschland durch eine mutige<br />

Deregulierung und die beschleunigte Einführung und<br />

Anwendung neuer Technologien, der Produktivitätsanstieg<br />

verstärkt und der Produktions- und Beschäftigungsentwicklung<br />

neuen Schub gibt.<br />

310. Als wahrscheinlichsten Fall betrachten wir allerdings<br />

eine Entwicklung, die etwa in der Mitte liegt; sie<br />

ist die Basis unserer Prognose. Stärkere Fehlentwicklungen<br />

und eine Vergrößerung der Abweichungen von<br />

den wirtschaftspolitischen Zielen sind danach nicht zu<br />

befürchten. Dies mag beruhigend klingen, die Wirtschaftspolitik<br />

sollte sich damit jedoch nicht zufrieden<br />

geben. Alle Politikbereiche sind gefordert, die Bedingungen<br />

für eine dynamischere und ausgewogene Wirtschaftsentwicklung<br />

herzustellen und für durchgreifend<br />

bessere Beschäftigungsmöglichkeiten zu sorgen.

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