Jahresgutachten 2000/01 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...
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Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 167 – Drucksache 14/4792<br />
sein. Die Ergebnisse der DIHT-Umfrage zeigen ein differenziertes<br />
Bild, das die Gründe für die Abkühlung der<br />
Erwartungen verdeutlicht. Unterscheidet man nach<br />
Wirtschaftsbereichen, so zeigt sich eine kontinuierliche<br />
Stärkung der Investitionsneigung in der Industrie.<br />
Dagegen sind die Investitionsplanungen in den Bereichen<br />
Handel und Dienstleistungen nach einer Erhöhung<br />
im Frühjahr wieder deutlich verringert worden.<br />
In der Bauwirtschaft hat sich die Investitionsbereitschaft<br />
sogar durchgehend verschlechtert und liegt auf<br />
einem sehr niedrigen Niveau. Differenziert man nach<br />
der Unternehmensgröße, werden neue Investitionsvorhaben<br />
umso häufiger geplant, je größer die Unternehmen<br />
sind.<br />
Offenbar haben sich die Gewinnaussichten kleiner und<br />
mittlerer Unternehmen, die überwiegend im Inland<br />
oder auf dem europäischen Binnenmarkt aktiv sind,<br />
durch die geringere Importkonkurrenz nicht so verbessert<br />
wie die der großen Unternehmen, deren Produktion<br />
zu einem erheblichen Teil für Drittmärkte bestimmt<br />
ist. Andere Bereiche wie beispielsweise der<br />
Handel sowie die Verkehrswirtschaft und die Bauwirtschaft<br />
spüren keine Entlastung durch die Abwertung,<br />
sondern werden durch die Ölverteuerung und die Euro-<br />
Schwäche nur belastet. Hier ist die Investitionsbereitschaft<br />
deutlich gesunken. Die – zumeist großen – Unternehmen<br />
der Industrie, die überwiegend international<br />
tätig sind, spüren zwar auch in zunehmendem Maße die<br />
Verteuerung der importierten Vorprodukte, noch stärker<br />
werden sie aber von der erhöhten preislichen Wettbewerbsfähigkeit<br />
außerhalb des Euro-Raums begünstigt.<br />
Es nimmt daher nicht wunder, dass in der Industrie<br />
das Erweiterungsmotiv für Investitionen seit dem<br />
Herbst 1999 am stärksten an Bedeutung gewonnen hat<br />
und dort auch häufiger als in allen anderen Bereichen<br />
als Investitionsmotiv angeführt wird. Im Maschinenbau<br />
hat sich die Zuversicht verstärkt, dass der Investitionsaufschwung<br />
andauert. Nachdem die Aufträge dort<br />
zunächst vor allem aus anderen Wirtschaftsbereichen<br />
kamen, nehmen seit dem Frühsommer auch die Bestellungen<br />
von Werkzeugmaschinen kräftig zu.<br />
300. Die Zunahme der Investitionen in Ausrüstungen<br />
und in Sonstige Anlagen wird im Jahre 20<strong>01</strong> insgesamt<br />
recht kräftig bleiben. Die Investitionstätigkeit wird besonders<br />
im Verarbeitenden Gewerbe lebhaft sein. Allerdings<br />
wird der intensive Wettbewerb auch in anderen<br />
Bereichen Investitionen <strong>zur</strong> Kostensenkung und Verbesserung<br />
der Produkte zunehmend unumgänglich machen.<br />
Es ist in diesem Zusammenhang hervorzuheben, dass in<br />
allen in der DIHT-Umfrage erfassten Wirtschaftsbereichen<br />
das Motiv der Produktinnovation bei der Investitionsplanung<br />
stark an Bedeutung gewonnen hat. Da für<br />
viele Investitionen ab dem nächsten Jahr ungünstigere<br />
Abschreibungsregeln gelten werden, dürften gegen<br />
Ende diesen Jahres noch einige Projekte vorgezogen<br />
werden. Alles in allem werden die Investitionen in Ausrüstungen<br />
und in Sonstige Anlagen in diesem Jahr um<br />
rund 9,1 vH und im Jahre 20<strong>01</strong> um 8,1 vH steigen.<br />
3<strong>01</strong>. Die Bauinvestitionen sind im Verlauf dieses Jahres<br />
deutlich gesunken. Nachdem in den Jahren zuvor<br />
die relativ ungünstige Entwicklung der Bauinvestitionen<br />
vor allem auf die Krise der Bauwirtschaft in den<br />
neuen Bundesländern <strong>zur</strong>ückzuführen war, ist nunmehr<br />
auch in Westdeutschland eine deutliche Abnahme<br />
von Nachfrage, Baugenehmigungen und Produktion zu<br />
verzeichnen. Besonders im Wohnungsbau ist die Nachfrage<br />
stark gesunken; dort unterschritten die preisbereinigten<br />
Auftragseingänge den Vorjahresstand von<br />
Januar bis August um 14,4 vH. Die Anzahl der fertig<br />
gestellten Wohnungen wird in diesem Jahr bei etwa<br />
400 000 liegen. Auch der Wirtschaftsbau neigte <strong>zur</strong><br />
Schwäche. Der öffentliche Bau ist im Zuge der Sparmaßnahmen<br />
im öffentlichen Sektor deutlich eingeschränkt<br />
worden. Alles in allem waren die Bauinvestitionen<br />
in diesem Jahr 2,4 vH niedriger als im Vorjahr.<br />
302. Der Rückgang der Bauinvestitionen wird zum<br />
Teil auf trendmäßige Faktoren <strong>zur</strong>ückgeführt. So wird<br />
für den Wohnungsbau auf den dämpfenden Effekt der<br />
demographischen Entwicklung verwiesen. Dass sich<br />
die gewerblichen Bauinvestitionen trotz lebhafter Zunahme<br />
der Ausrüstungsinvestitionen nicht erhöhten,<br />
wird damit begründet, dass vermehrt neue Technologien<br />
eingesetzt werden, die geringere Produktions- und<br />
Lagerflächen benötigen. Neben diesen Einflüssen, die<br />
eher die Aussichten der Bauinvestitionen auf mittlere<br />
Sicht betreffen, trugen aber auch wirtschaftspolitische<br />
und konjunkturelle Faktoren <strong>zur</strong> Abnahme der Bauinvestitionen<br />
bei, so beispielsweise die Herabsetzung<br />
der Einkommensgrenzen für die staatliche Förderung<br />
des Eigenheimbaus und das reichliche Angebot an<br />
Mietwohnungen. Da die dämpfenden Effekte, die von<br />
solchen Einflüssen ausgingen, sich abschwächen, werden<br />
sich die Bauinvestitionen im Verlauf des Jahres<br />
20<strong>01</strong> stabilisieren. Im Wohnungsbau werden Nachfrage<br />
und Produktion aufgrund deutlicher Einkommenszuwächse<br />
bei den privaten Haushalten und bei<br />
weiterhin niedrigen Hypothekenzinsen im Laufe des<br />
Jahres wohl leicht anziehen. Im Jahresergebnis ist in<br />
diesem Bereich freilich nochmals ein Rückgang zu erwarten.<br />
Im gewerblichen Bau ist dagegen eine leichte<br />
Zunahme wahrscheinlich. Ein Anzeichen dafür ist,<br />
dass die Unternehmen vermehrt Erweiterungsinvestitionen<br />
planen, deren Durchführung auch größere<br />
Bauinvestitionen erfordert. Zudem werden aus den<br />
Ballungsgebieten Westdeutschlands verstärkt Engpässe<br />
beim Angebot an Büroflächen gemeldet. Außerdem<br />
erhält die Deutsche Bahn AG zusätzliche Mittel<br />
aus dem Zukunftsinvestitionsprogramm für den Ausbau<br />
und die Modernisierung des Streckennetzes. Der<br />
öffentliche Bau wird erneut leicht schrumpfen. Vor allem<br />
die Gemeinden werden ihre Investitionen weiter<br />
einschränken, da sich ihre Finanzlage infolge der Steuerreform<br />
verschlechtert. Dies wird durch die zusätzlichen<br />
Mittel, die der Bund für Infrastrukturmaßnahmen<br />
(Ortsumgehungen) <strong>zur</strong> Verfügung stellt, nicht ausgeglichen<br />
werden. Trotz einer leichten Belebung im Jahresverlauf<br />
werden die Bauinvestitionen im Jahre 20<strong>01</strong><br />
nochmals leicht abnehmen (–0,5 vH).