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Jahresgutachten 2000/01 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...

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Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 71 – Drucksache 14/4792<br />

Bauinvestitionen brechen erneut ein<br />

109. Die Bauinvestitionen gingen in diesem Jahr um<br />

2,4 vH <strong>zur</strong>ück und fielen wieder unter das Niveau des<br />

Jahres 1992 (Schaubild 16). Das Jahr hatte zunächst<br />

freundlich begonnen mit einem Anstieg der Bauinvestitionen<br />

im ersten Quartal um 3,9 vH. Der ausgesprochen<br />

milde Winter erlaubte es, einen Großteil der Auftragsüberhänge<br />

aus dem Vorjahr schon früh im Jahr abzuarbeiten.<br />

Dann wirkten sich aber im Jahresverlauf die seit<br />

Mitte des vergangenen Jahres stark gesunkenen Auftragseingänge<br />

negativ aus. Infolgedessen sanken die<br />

Schaubild 16<br />

Log. Maßstab<br />

Mrd DM<br />

600<br />

450<br />

250<br />

150<br />

80<br />

40<br />

Entwicklung der Bauinvestitionen 1)<br />

in Deutschland<br />

In Preisen von 1995<br />

Log. Maßstab<br />

Mrd DM<br />

1) In der Abgrenzung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnunge n .–<br />

2) Nichtwohnbauten ohne Staat.– 3) Nichtwohnbauten Staat.– 4) Eigene<br />

Schätzung.<br />

SR <strong>2000</strong> - 12 - 0566<br />

Bauinvestitionen insgesamt<br />

Wohnbauten<br />

Gewerblicher Bau 2)<br />

Öffentlicher Bau 3)<br />

40<br />

4)<br />

1991 92 93 94 95 96 97 98 99 <strong>2000</strong><br />

600<br />

450<br />

250<br />

150<br />

80<br />

Reichweite der Auftragsbestände und damit die Bauinvestitionen.<br />

Nach wie vor ist die Baukonjunktur in den<br />

beiden Gebietsständen gespalten. Besonders augenfällig<br />

wird dies, wenn man das klimatisch begünstigte<br />

erste Quartal betrachtet. Selbst unter den guten Witterungsbedingungen<br />

kam es in Ostdeutschland zu einem<br />

Rückgang der Bauinvestitionen gegenüber dem Vorjahreszeitraum<br />

um 1,7 vH, während in Westdeutschland<br />

die Bauinvestitionen um 6,1 vH zunahmen.<br />

110. Im Wohnungsbau nahmen im Jahre <strong>2000</strong> die Investitionen<br />

in Wohnbauten, nach einem geringen<br />

Rückgang um 0,2 vH im vergangenen Jahr, mit einer<br />

Rate von 3,3 vH beträchtlich ab. Selbst vom Eigenheimbau<br />

und von der Wohnungsmodernisierung gingen<br />

keine Impulse mehr aus, trotz steigender verfügbarer<br />

Einkommen und noch immer vergleichsweise<br />

niedriger Hypothekenzinsen. Belastend wirkte sich der<br />

Nachfrageausfall infolge eines Vorzieheffektes aus:<br />

Um in den Genuss der im vergangenen Jahr noch günstigeren<br />

Bauförderung zu gelangen, wurden schon geplante<br />

Bauvorhaben in das Jahr 1999 vorgezogen;<br />

dementsprechend fehlte die Nachfrage in diesem Jahr.<br />

Nach wie vor schlecht war die Lage im Mietwohnungsbau.<br />

Bedingt durch die Förderpolitik nach der<br />

Vereinigung war es vor allem in den neuen Ländern zu<br />

einem Überangebot gekommen. So standen im vergangenen<br />

Jahr nach Verbandsangaben allein bei den Wohnungsgenossenschaften<br />

und kommunalen Wohnungsbaugesellschaften<br />

rund 279 000 Wohnungen leer, was<br />

einer Leerstandsquote von 11,6 vH entspricht; der<br />

westdeutsche Vergleichswert lag bei ungefähr 2,7 vH.<br />

Der Leerstand im gesamten Wohnungsbestand lässt sich derzeit<br />

nur für das Jahr 1998 anhand der Zusatzerhebung im Mikrozensus<br />

ermitteln. Danach standen im gesamten Bundesgebiet<br />

7,4 vH aller Wohnungen leer. Während im früheren<br />

Bundesgebiet aber nur 6,0 vH aller Wohnungen ungenutzt<br />

blieben, waren es in den neuen Ländern 13,2 vH oder<br />

959 000 Wohnungen. In Wohngebäuden mit mehr als zwei<br />

Wohneinheiten lagen die Leerstandsquoten in Westdeutschland<br />

bei 6,9 vH und in Ostdeutschland sogar bei 16,3 vH.<br />

Der aus dem Leerstand resultierende Druck auf die<br />

Mieten und auf die Renditeerwartungen ließ weiterhin<br />

Immobilien gegenüber anderen Anlageformen als unattraktiv<br />

erscheinen. In diesem Zusammenhang ist von<br />

der geplanten Mietrechtsreform kein stimulierendes<br />

Signal ausgegangen, das die Investitionsbereitschaft<br />

von Vermietern hätte erhöhen können, weil sie im Wesentlichen<br />

darauf zielt, die Rechte der Mieter zu stärken.<br />

Auch die geänderten Regelungen über den Verlustausgleich<br />

(§§ 2 und 2a EStG) dämpften den Wohnungsbau:<br />

Sie machten geschlossene Immobilienfonds<br />

steuerlich weniger attraktiv; diese waren aber in der<br />

Vergangenheit besonders im Bau von Mehrfamilienhäusern<br />

engagiert. In Bezug auf Ostdeutschland stellt<br />

die unbefriedigende Entwicklung der Investitionen im<br />

Mietwohnungsbau lediglich eine Korrektur des Marktungleichgewichts<br />

dar und ist insofern nicht per se negativ<br />

zu beurteilen. In Westdeutschland ist das anders;<br />

früher oder später werden sich dort Engpässe im Angebot<br />

bemerkbar machen.

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