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Jahresgutachten 2000/01 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...

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Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 131 – Drucksache 14/4792<br />

neutralen technischen Fortschritts maßgeblich war<br />

zudem, dass sich der Anteil der Computerbranche am<br />

Bruttoinlandsprodukt erhöht hat, von durchschnittlich<br />

1,5 vH zwischen den Jahren 1974 und 1995 auf 2,5 vH<br />

im Zeitraum 1996 bis 1999. Fasst man sämtliche IuKproduzierenden<br />

Bereiche zusammen – gemäß der Abgrenzung<br />

des US Department of Commerce sind darin<br />

Hardware, Software, Kommunikationsausrüstungen<br />

und damit zusammenhängende Dienstleistungen enthalten<br />

–, so ergibt sich eine Verdopplung ihres Anteils<br />

am Bruttoinlandsprodukt seit den Siebzigerjahren, und<br />

zwar von 4,2 vH im Jahre 1977 auf 8,5 vH im Jahre<br />

1999 (Schaubild 36).<br />

Ein Teil der Restgröße (1-G)g A , die für etwa 46 vH der<br />

x<br />

Beschleunigung der Produktivität verantwortlich ist,<br />

dürfte auf zyklische Elemente <strong>zur</strong>ückzuführen sein, da<br />

die Produktivität im Konjunkturaufschwung, also bei<br />

steigendem Auslastungsgrad, zunimmt. Hinter der<br />

Restgröße verbergen sich aber auch Netzwerkeffekte,<br />

Verbesserungen im Humankapital und Veränderungen<br />

in der Arbeitsorganisation.<br />

203. Die Realisierung von Netzwerkeffekten und Anpassungen<br />

der Arbeitsorganisation lassen sich empirisch<br />

nur schwer erfassen. Eindeutigere Hinweise gibt<br />

Schaubild 36<br />

es hingegen auf Veränderungen der Nachfrage nach<br />

Humankapital, die zumindest teilweise aus den Informationstechnologien<br />

resultieren und erst deren effiziente<br />

Anwendung ermöglichen. So kommen empirische<br />

Untersuchungen für die Vereinigten Staaten zu dem Ergebnis,<br />

dass die relative Nachfrage nach Beschäftigten<br />

mit einer höherwertigen Ausbildung in den Jahren<br />

1970 bis 1995 stärker gestiegen ist als in den 30 Jahren<br />

zuvor. Was die Art der Qualifikationsanforderung betrifft,<br />

ist die relative Nachfrage nach spezifisch technischem<br />

Wissen gestiegen. Diese Entwicklung hat sich in<br />

IuK-intensiven Bereichen früher und ausgeprägter<br />

vollzogen als in anderen Bereichen.<br />

In dieser marktökonomischen Perspektive wird die Zunahme<br />

der Beschäftigung qualifizierter Arbeitskräfte mit dem wirtschaftlichen<br />

Einsatz dieser Technologien in Unternehmen<br />

und Verwaltungen erklärt. Die steigenden Bildungs- und<br />

Ausbildungsanforderungen an die Beschäftigten sind somit<br />

Reflex eines „neuen“ unternehmerischen Minimalkostenkalküls.<br />

Zweifellos sind aber die Veränderungen auf den Arbeitsmärkten<br />

der Wissensgesellschaften nicht nur das<br />

Resultat eines sich technologisch bedingt ändernden Nachfrageverhaltens,<br />

sondern auch die Folge eines – nicht nachfragebedingt<br />

– steigenden Angebots von qualifizierten<br />

Arbeitnehmern, von Wissensarbeitern. Auch jedes Angebot<br />

sucht sich die Nachfrage.<br />

204. Auf der Basis von Unternehmensbefragungen<br />

wurde eine komplementäre Beziehung zwischen der<br />

Qualifikation der Beschäftigten und dem Einsatz von Informationstechnologien<br />

gefunden. Dabei sind Unternehmen,<br />

die über einen großen Bestand an Informationstechnologien<br />

verfügen und gleichzeitig hochqualifizierte<br />

Arbeitskräfte mit den entsprechenden Fähigkeiten<br />

beschäftigen, für sich genommen produktiver als<br />

Unternehmen, die entweder einen dieser Faktoren oder<br />

sogar beide wenig einsetzen. Interessanterweise sind<br />

Unternehmen der letzteren Kategorie produktiver als<br />

solche, deren Bestand an Informationstechnologien bereits<br />

groß ist, deren Humankapital-Ausstattung hingegen<br />

noch gering ist (und umgekehrt). Dass nicht alle<br />

Unternehmen die optimale Kombination von Informationstechnologien<br />

und Humankapital sofort realisiert<br />

haben, dürfte auch daran liegen, dass Investitionen in Informationstechnologien<br />

und in Humankapital zeitaufwendig<br />

und mit Anpassungskosten (beispielsweise Produktionsverluste<br />

und Ausbildungskosten) verbunden<br />

sind. Diese Ergebnisse bieten auch eine Erklärung für<br />

das Produktivitätsparadoxon der Siebziger- und Achtzigerjahre,<br />

also dafür, dass sich der sichtbare Einsatz von<br />

IuK-Technologien in Unternehmen lange Zeit nicht in<br />

höheren Zuwachsraten der Produktivität niederschlug.<br />

Diese empirischen Ergebnisse lassen sich folgendermaßen<br />

erklären: Bei zunehmend sinkenden relativen Preisen wurde<br />

verstärkt in die Informationstechnologien investiert. In einem<br />

ersten Schritt wurde dadurch relativ unqualifizierte Arbeit<br />

substituiert: Einfache mechanische und standardisierte Produktionsvorgänge<br />

wurden ebenso automatisiert wie simple<br />

routinemäßige Entscheidungen. Neben den informationsin-

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