Jahresgutachten 2000/01 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...
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Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 103 – Drucksache 14/4792<br />
steueraufkommens wurde durch die Anhebung des<br />
Kindergelds gebremst; für das erste und zweite Kind<br />
fand eine Erhöhung um jeweils monatlich 20 DM<br />
auf nunmehr 270 DM statt. Insgesamt verminderte<br />
die Kindergelderhöhung das kassenmäßige Aufkommen<br />
um rund 3,8 Mrd DM. Das Bruttoaufkommen<br />
der Lohnsteuer, also kassenmäßiges Aufkommen<br />
ohne Abzug der Kindergeldzahlungen in Höhe<br />
von etwa 61 Mrd DM, verbesserte sich im Jahre<br />
<strong>2000</strong> um gut 2,4 vH und dies, obwohl mehrere Entlastungen<br />
für Mindereinnahmen sorgten: so die Anhebung<br />
des Grundfreibetrags um 432 DM auf<br />
13 499 DM und die Absenkung des Eingangssteuersatzes<br />
um einem Prozentpunkt auf 22,9 vH und<br />
des Spitzensteuersatzes um zwei Prozentpunkte auf<br />
51 vH (jeweils zum 1. Januar <strong>2000</strong>). Allein mit diesen<br />
Tarifänderungen waren im Jahre <strong>2000</strong> Mindereinnahmen<br />
in Höhe von insgesamt rund 13,5 Mrd DM verbunden.<br />
– Das Aufkommen der veranlagten Einkommensteuer<br />
stieg von 21,3 Mrd DM im Jahre 1999 auf<br />
25,9 Mrd DM im Jahre <strong>2000</strong> nochmals deutlich,<br />
während die Auszahlungen für die Eigenheimzulage<br />
weiterhin zunahmen, da erst im Jahre 2004 ein<br />
vollständiger Förderzyklus von acht Jahren abgeschlossen<br />
sein wird (JG 95 Ziffer 71). Das verminderte<br />
das kassenmäßige Aufkommen. Dagegen<br />
blieben die Rückerstattungen (§ 46 EStG) nahezu<br />
konstant. Auch das Steuerentlastungsgesetz<br />
1999/<strong>2000</strong>/2002 und der in den letzten Jahren vorgenommene<br />
Abbau von Steuervergünstigungen<br />
wirkten insgesamt aufkommenserhöhend. Im Rahmen<br />
des Investitionszulagengesetzes 1999 wurde<br />
erstmals im Jahre <strong>2000</strong> die Investitionszulage durch<br />
die Finanzämter ausgezahlt. Das minderte das Bruttoaufkommen<br />
der veranlagten Einkommensteuer,<br />
also das kassenmäßige Aufkommen zuzüglich Investitionszulage<br />
und Eigenheimzulage, um rund<br />
1 Mrd DM. Die Einnahmen aus den Kapitalertragsteuern<br />
(nicht veranlagte Steuern vom Ertrag und<br />
Zinsabschlag) erhöhten sich im Jahre <strong>2000</strong> deutlich.<br />
Sie beliefen sich auf 39,7 Mrd DM. Hierzu hat<br />
unter anderem die Halbierung des Sparerfreibetrages<br />
beigetragen.<br />
– Das Aufkommen der Körperschaftsteuer nahm<br />
nochmals stark zu, um rund 6,8 vH, auf knapp<br />
47 Mrd DM. Dies ergab sich durch eine Anpassung<br />
der Vorauszahlungen auf Grund einer verbesserten<br />
wirtschaftlichen Lage der Unternehmen.<br />
156. Die Zunahme des Umsatzsteueraufkommens um<br />
über 3,3 vH war durch den zunehmenden privaten<br />
Konsum, durch die Preissteigerungen bei Kraftstoffen<br />
und durch die Fortsetzung der ökologischen Steuerreform<br />
verursacht. Die Mineralölsteuersätze für unverbleites<br />
Benzin und Dieselkraftstoff wurden um je sechs<br />
Pfennige auf 110 Pfennig beziehungsweise 74 Pfennig<br />
je Liter erhöht. Die im Jahre 1999 eingeführte Stromsteuer<br />
wurde im Jahre <strong>2000</strong> erstmals ein volles Kalenderjahr<br />
lang erhoben, wodurch der Bund ein Aufkommen<br />
in Höhe von rund 7 Mrd DM realisierte; zum<br />
1. Januar <strong>2000</strong> stieg der Steuersatz um 25 vH auf<br />
2,5 Pfennig je Kilowattstunde. Die Anhebung der Steuersätze<br />
der Mineralölsteuer und der Stromsteuer führte<br />
automatisch auch zu höheren Umsatzsteuerzahlungen.<br />
Der Rückgang des Aufkommens der Grunderwerbsteuer<br />
war in einem Basiseffekt begründet; die vergangenen<br />
Jahre waren aufgrund von Vorzieheffekten durch<br />
einen überaus starken Anstieg des Aufkommens bei<br />
dieser Steuer gekennzeichnet. Bei der Kraftfahrzeugsteuer<br />
lag die Ursache des Aufkommensrückgangs in<br />
früheren Rechtsänderungen.<br />
Öffentliche Haushalte – Konsolidierung bei Bund<br />
und Ländern<br />
157. Im Jahre <strong>2000</strong> saldierten sich die Einnahmen und<br />
Ausgaben des öffentlichen Gesamthaushalts – in der<br />
Abgrenzung der Finanzstatistik – nach einem Defizit<br />
von 55,6 Mrd DM im Jahre 1999 zu einem Überschuss<br />
in Höhe von 29,9 Mrd DM. Dieser Überschuss war auf<br />
die Erlöse aus der Versteigerung der UMTS-Lizenzen<br />
<strong>zur</strong>ückzuführen, die dem Bund außerordentliche Einnahmen<br />
in Höhe von 99,4 Mrd DM brachte. Korrigiert<br />
um diesen Sondereffekt hatte der öffentliche Gesamthaushalt<br />
ein Defizit in Höhe von rund 69,5 Mrd DM.<br />
158. Der Bund reduzierte im Jahre <strong>2000</strong> sein Finanzierungsdefizit,<br />
in das die UMTS-Lizenzerlöse nicht eingingen,<br />
gegenüber dem Vorjahr um knapp 2 Mrd DM auf<br />
49,6 Mrd DM (Ziffer 150). Die Erlöse aus der Privatisierung<br />
von Unternehmen waren rückläufig; diese Einnahmen<br />
erreichten eine Höhe von rund 3,5 Mrd DM. Die<br />
Eckwerte des im Dezember des Jahres 1999 verabschiedeten<br />
Haushalts für das Jahr <strong>2000</strong> wurden eingehalten.<br />
Im Jahre <strong>2000</strong> gab es eine Reihe weiterer außerordentlicher<br />
Einnahmen. So wurde nach den beiden Kapitalerhöhungen<br />
eine dritte Tranche von Aktien der Deutschen<br />
Telekom AG an der Börse platziert. Diese hatten<br />
sich zuvor im Besitz der Kreditanstalt für Wiederaufbau<br />
befunden. Der Bund erhielt aus dem Veräußerungserlös<br />
einen Besserungsschein im Wert von rund<br />
12 Mrd DM, dieser Betrag wurde den Postunterstützungskassen<br />
<strong>zur</strong> Verfügung gestellt (JG 99 Ziffer 180).<br />
Gegen Ende des Jahres <strong>2000</strong> wurde eine erste Tranche<br />
von Aktien der Deutschen Post AG an der Börse platziert,<br />
der daraus resultierende Gewinn kommt ebenfalls<br />
den Postunterstützungskassen zugute. Darüber<br />
hinaus veräußerte der Bund seine Beteiligung am Hamburger<br />
Flughafen.<br />
Im Vergleich zum Vorjahr blieben die Einnahmen des<br />
Bundes in etwa konstant. Die Einnahmen aus der laufenden<br />
Rechnung des Bundes erhöhten sich um etwa<br />
2 vH; getragen wurde dies von einer Zunahme der Steuereinnahmen.<br />
Die Einnahmen aus der Kapitalrechnung<br />
verminderten sich um rund 40 vH, etwa 10 Mrd DM.<br />
Das ergab sich aus deutlich niedrigeren Privatisierungserlösen<br />
und aus gesunkenen Darlehensrückflüssen.