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Heft 02 Heft_02_2009.indb 1 16.2.2009 12:14:08 Uhr - qubus

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106<br />

Versuchsanordnung<br />

Ich untersuche zwei unterschiedliche zeichnerische Haltungen.<br />

Indem ich aus der Vorstellung und nach Anschauung zeichne,<br />

stelle ich Gesehenes und Erfundenes einander gegenüber. Dabei<br />

stehen innere und äussere Realitäten gleichwertig nebeneinander.<br />

Der Kern der Arbeit bildet die Frage, inwiefern sich diese zwei<br />

Haltungen unterscheiden und worin die Gemeinsamkeiten liegen.<br />

Als Zeichenmittel wähle ich einen weichen Bleistift. Menschen<br />

sind mein Sujet. Für die Zeichnungen nach Anschauung verwende<br />

ich Bildmaterial aus dem Internet, aus Fotobänden oder aus der<br />

Presse. Indem ich Menschen, gezeichnet nach Anschauung und<br />

aus der Vorstellung, zusammen auf ein Blatt setze, begegnen sich<br />

Fantasie und Wirklichkeit. In dieser Konstellation entstehen Erzählräume.<br />

(8 Zeichnungen, siehe folgende Seite)<br />

Zeichnerisch Denken<br />

Bereits in der Renaissance wird mit der Intellektualisierung und<br />

Aufwertung der künstlerischen Tätigkeit und der Einführung der<br />

Begriffe «Disegno interno» und «Disegno externo» die Zeichnung<br />

mit künstlerischer Intention und Denkprozess in Verbindung gebracht.<br />

1 Die Zeichnung wird zum Inbegriff der Idee, was bis heute<br />

noch gilt. «Zeichnen ist eine Form von Denken. Aber nicht in<br />

Form von Transkription wie das Schreiben, sondern ein Formulieren<br />

des Denkens selbst im Augenblick, in dem es sich in ein<br />

Bild übersetzt.» 2 Damit kann das Zeichnen als Tätigkeit mit der<br />

Ideenfindung verglichen werden. Heinrich von Kleist beschreibt<br />

in seinem Aufsatz Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken<br />

beim Reden den Ideenfindungsprozess, indem er schildert,<br />

wie der Redner über das Sprechen zu Ideen und Inhalten findet. 3<br />

Gedanken werden über das Schreiben oder das Sprechen geformt<br />

und geordnet. Beim Zeichnen ist ein ähnlicher Vorgang festzustellen.<br />

Béatrice Gysin schreibt: «Ideen entstehen durch Handlung.<br />

Eine Idee, ein Gedanke wird durch die zeichnerische Annäherung<br />

und Konkretisierung zur sichtbaren, mitteilbaren, überprüfbaren<br />

und diskutierbaren Form. Die Idee wird handelnd «erzeichnet»,<br />

findet zur Form durch aktives, visuelles Denken, das durch die<br />

<strong>Heft</strong>_<strong>02</strong>_<strong>2009.indb</strong> 106<br />

<strong>16.2.2009</strong> <strong>12</strong>:<strong>14</strong>:34 <strong>Uhr</strong>

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