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Heft 02 Heft_02_2009.indb 1 16.2.2009 12:14:08 Uhr - qubus

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einstufen. Hier werden diese Werke als Artefakte ausgestellt und<br />

bleiben somit streng auf der anderen Seite des von Clifford dargelegten<br />

Kunst-Kultur-Systems. 5<br />

Das Nebeneinander der Kulturen dieser Völker und der Tiere<br />

ist konstitutiv für den Konflikt im Innersten dieses Museums und<br />

unterscheidet es von seinem unangezweifelt elitären Kollegen jenseits<br />

des Parks. Durch ebendiese Teilung des Stadtplans wird der<br />

allgemeine Begriff »Menschheit« mit spezifischem Sinn erfüllt.<br />

Die Aufteilung von »Kultur« und »Natur« auf das östliche bzw.<br />

westliche Manhattan degradiert die grosse Mehrheit der Weltbevölkerung<br />

in den Rang statischen Daseins und billigt ihr im Rahmen<br />

der Geschichte nur einen geringen Anteil am höheren Status<br />

der Kunstproduzenten zu. Während die in den Schaukästen ausgestellte<br />

»Natur« im Stillstand erstarrter Hintergrund ist, wird<br />

die »Kunst« im Met als unabänderliche Entwicklung präsentiert<br />

und mit Geschichte ausgestattet. Aber auch das AMNH führt<br />

eine Geschichte vor, nämlich die Geschichte der Fixierung, der<br />

Leugnung der Zeit. Seine eigene Geschichte. 6<br />

Doch im Rahmen der Darstellung dieser fremden Völker<br />

nimmt die Ausstellung der künstlerischen Produktion einen<br />

wichtigen Platz ein. Die Artefakte fungieren als Indizes der<br />

Kulturen, deren Strukturen und Lebensweisen vom früheren<br />

(hauptsächlich früheren) und gegenwärtigen Personal des Museums<br />

aufwendig gestaltet wurden. Ihre Kunstwerke jedoch<br />

verweisen nicht auf die Kunst jener Völker, sondern auf den<br />

Realismus ihrer Darstellung. Sie dienen einem »Effekt des Realen«,<br />

einem Effekt, bei dem die Bedeutung »realistisch« die<br />

Oberhand gewinnt über die spezifischen Bedeutungen. 7 Anstatt<br />

wie auf der Ostseite des Parks als zu ästhetischen Objekten verarbeitete<br />

Artefakte zu gelten, sind sie als Natur interpretierte<br />

Indizes. 8 Das AMNH beherbergt das Andere des Met auch in<br />

diesem dritten Sinn: Es stellt Kunst als Natur aus, denn wenn<br />

es sich erweist, dass die »Natur« schwer zu isolieren ist, kommt<br />

die »Kunst« zu Hilfe, allerdings als Dienerin der Natur. Während<br />

das Met Kunst um der Kunst willen als Höhepunkt der<br />

Errungenschaften des Menschen ausstellt, zeigt das AMNH<br />

<strong>Heft</strong>_<strong>02</strong>_<strong>2009.indb</strong> 316<br />

<strong>16.2.2009</strong> <strong>12</strong>:15:04 <strong>Uhr</strong>

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