31.12.2014 Aufrufe

Heft 02 Heft_02_2009.indb 1 16.2.2009 12:14:08 Uhr - qubus

Heft 02 Heft_02_2009.indb 1 16.2.2009 12:14:08 Uhr - qubus

Heft 02 Heft_02_2009.indb 1 16.2.2009 12:14:08 Uhr - qubus

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

290<br />

die Dinge aber nicht mehr mit ihren Namen deckten, verloren sie<br />

auch ihren klaren Sinn, ihre Bedeutung, die vordem als ein ihnen<br />

innewohnender Bestandteil angenommen worden war.<br />

Der Begriff Artikulation 27 – nach dem Verständnis der strukturalen<br />

Linguistik und strukturalen Psychoanalyse – bedeutet genau<br />

in diesem Sinn nicht nur das Auseinandertreten von Zeichen und<br />

Repräsentiertem, sondern auch den Verlust der Einheit zwischen<br />

Signifikant und Signifikat. Die Bedeutung ist nicht mehr einfach<br />

da, existent und muß lediglich freigelegt werden, sie entsteht immer<br />

erst aus den Beziehungen der Elemente innerhalb des Feldes<br />

zueinander. Gertrude Steins Satz «Eine Rose ist eine Rose ist eine<br />

Rose ist eine Rose...» ist kein repräsentatives System, sondern eine<br />

Artikulation. Als solche ist sie eine endlose Kette der Selbstverweisungen.<br />

Die Rosen bleiben Sprache, aber sie produzieren in<br />

ihren Zwischenräumen etwas Neues.<br />

«Ceci n’est pas une pipe», schrieb Rene Magritte 1926 unter<br />

die Zeichnung einer Pfeife auf ein Bild. Die Pfeife (und auch die<br />

Rose) ist längst zur Ikone der Moderne avanciert, denn was sie<br />

vorbildhaft zeigt, ist genau dieses Auseinanderfallen des zweifachen<br />

Tableaus. Wort und Bild sind nicht imstande, sich gegenseitig<br />

zu repräsentieren, weil sie sich auf unterschiedlichen Schauplätzen<br />

befinden, von denen jeder seinen eigenen Gesetzen gehorcht. «Das<br />

Bild und der Text fallen je auf ihre Seite, gemäß der ihnen eigenen<br />

Schwerkraft. Sie haben keinen gemeinsamen Raum mehr, wo sie<br />

sich überlagern könnten, wo die Wörter ihre Gestalt annehmen<br />

und die Bilder in den Wortschatz eingehen könnten», schreibt<br />

Foucault (1983a, 20) in seiner Analyse des Magritte-Bildes. Auch<br />

die Gleichsetzung des Wortes oder des Bildes mit jenem Ding,<br />

das sie bedeuten wollen, funktioniert nicht (mehr). Was in jedem<br />

Fall verfehlt wird, ist die Pfeife, der Gegenstand, welcher da bezeichnet<br />

werden soll. «Die berühmte Pfeife ... man hat sie mir<br />

zur Genüge vorgehalten! Und trotzdem ... können Sie sie stopfen,<br />

meine Pfeife Nein, nicht wahr, sie ist nur eine Darstellung. Hätte<br />

ich also unter mein Bild Das ist eine Pfeife geschrieben, hätte<br />

ich gelogen!» (Magritte 1966, 536) Jede der «drei Pfeifen», die<br />

hier im Spiel sind, existiert unabhängig als Dimension und doch<br />

<strong>Heft</strong>_<strong>02</strong>_<strong>2009.indb</strong> 290<br />

<strong>16.2.2009</strong> <strong>12</strong>:15:<strong>02</strong> <strong>Uhr</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!