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Heft 02 Heft_02_2009.indb 1 16.2.2009 12:14:08 Uhr - qubus

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284<br />

ziertisch und alle im Kunst-/Museum befindlichen Objekte übertragen:<br />

Ohne Sprache könnten sie die Begegnung von Nähmaschine<br />

und Regenschirm auf dem Seziertisch nicht einmal sehen.<br />

Die Worte machen die Szene erst als solche sichtbar. 8 Wer einen<br />

Schnurrbart, einen Regenschirm und eine Nähmaschine nicht<br />

sagen kann, erkennt sie nicht als solche. 9 Was dennoch wahrgenommen<br />

wird, kann man nicht sagen. Und sagt man es doch, so<br />

ist es wieder aus Sprache gebaut. 10 In diesem Sinn formt und differenziert<br />

erst das Wort die Welt. Es macht sichtbar, indem es<br />

ununterbrochen benennend ordnet. Und es macht unsichtbar, weil<br />

es ordnend verdeckt, was es benennt.<br />

Versuchte Vereinnahmung<br />

Die Künstlerin Andrea Fraser hatte sich als institutionalisierte<br />

Sprecherin Jane selbst zum «Ort der Sprache» (Fraser 1994) –<br />

mit Foucault hätte sie sagen müssen, zum «Urort der Sprache»<br />

– gemacht. Sie agierte in dieser Weise selbst wie eine Bühne, wie<br />

ein Tableau, auf dem sich die verschiedensten, teilweise ganz unvereinbaren<br />

Diskursfragmente in einer neuen Ordnung kreuzten.<br />

Indem sie zum Beispiel die realen Teile eines Kunstmuseums, wie<br />

seine Objekte, seine Toiletten, seine Aussicht etc. besprach oder<br />

neben ihnen herredete, 11 unterlegte sie diese und den Rahmen Museum<br />

mit einem Text, gab den Teilen von Welt auf dem Tableau<br />

einen (ihren) diskursiven Abdruck, rückte sie in verschiedenste<br />

Ordnungen ein, und produzierte dadurch Sichtbarkeiten.<br />

Was aber im zweifachen Tableau Kunst-/ Museum – zumindest<br />

seinen Versprechungen gemäß – gewöhnlich zusammengeredet<br />

wird und daher als zusammengehörig wahrgenommen werden<br />

soll, was normalerweise zur unzertrennlichen Einheit erklärt<br />

und im Wort zur Deckung gebracht werden will, was permanent<br />

aneinander bewiesen und als logisch, ästhetisch, historisch<br />

oder sonstwie zusammenhängend einsichtig gemacht wird, riß<br />

sie sprechend auseinander, ließ es nebeneinandertreten. Durch<br />

das Aufsagen von Texten, die im herkömmlichen Sinn nicht zu<br />

den Sichtbarkeiten passten und gewöhnlich an anderen Orten zu<br />

Ohr gebracht werden, isolierte sie die Teile voneinander, machte<br />

<strong>Heft</strong>_<strong>02</strong>_<strong>2009.indb</strong> 284<br />

<strong>16.2.2009</strong> <strong>12</strong>:15:00 <strong>Uhr</strong>

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