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Heft 02 Heft_02_2009.indb 1 16.2.2009 12:14:08 Uhr - qubus

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fitikultur vergrösserte. In der Schule hielt ich Vorträge über die<br />

Schweizer Graffitiszene und verfasste mit Kollegen, die sich auch<br />

für Graffiti interessierten, ein kleines Dossier über diese Art der<br />

Artikulation. Mit 13 Jahren kam ich in eine Schule in Zürich.<br />

So verbrachte ich jeden Tag mindestens eine Stunde im Zug. Ich<br />

erkannte, dass Graffitis in der Stadt noch viel präsenter waren als<br />

in meinem kleinen Dorf. Aufmerksam betrachtete ich alle Graffitis<br />

auf der Zugstrecke. Nach einem Jahr konnte ich alle Pieces<br />

(umgangsprachliches Wort für Graffiti Schriftzüge an der Wand),<br />

die auf dieser Strecke gemalt waren, aufzählen. Durch neue Bekanntschaften,<br />

die ebenfalls angefressen von Graffiti waren, kam<br />

ich an die für Graffiti geeigneten Spraydosen ran. Mein ganzes<br />

Sackgeld verprasste ich für Montanas, Beltons und die dazugehörigen<br />

Caps. Im Keller des Hauses lagen versteckt unzählige Dosen,<br />

Latexhandschuhe, Sturmmasken und Farbroller. Ohne es zu<br />

bemerken, war ich mitten in der Graffiti Szene. Durch mein Mofa<br />

gelang es mir, mein Einzugsgebiet zu vergrössern, so fuhr ich in<br />

der grössten Kälte mitten in der Nacht über Feldwege und Landstrassen,<br />

damit mich die Polizei nicht finden konnte.<br />

In einer solchen Nacht sollte es anders kommen. Ein Kollege<br />

und ich planten, an einem exponierten Ort ein grosses Werk zu<br />

gestalten. Gegen 2 <strong>Uhr</strong> schlichen wir neben meinen schlafenden<br />

Eltern in den Keller und bereiteten unsere Utensilien vor. Chrom,<br />

Schwarz und ein Hellgrün jeweils in 600 Milliliter Dosen wurden<br />

vorgeschüttelt. Ein Schütteln der Dosen am Spot hätte zuviel<br />

Lärm gemacht. Bereits beim Verlassen des Hauses schlug mir mein<br />

Puls bis in den Hals hinauf. Wir stiessen das Mofa einige hundert<br />

Meter von meinem Wohnort weg und machten uns dann auf den<br />

Weg. Der schwere Rucksack und mein Kollege auf dem Gepäckträger<br />

des Mofas verhinderte ein schnelles Vorankommen. Vom<br />

Ort aus, wo wir mein Gefährt abstellten, waren es noch etwa 1<br />

Kilometer zu Fuss, bis wir den Spot erreichten. Wir schlichen uns<br />

durch Gebüsche und robbten uns unter Zäunen hindurch. Mein<br />

Puls spürte ich mittlerweile auch schon in der Magengegend. An<br />

einem geschützten Ort vermummten wir uns und legten unsere<br />

Handschuhe an. Beide wussten wir, dass der gefährlichste Teil des<br />

<strong>Heft</strong>_<strong>02</strong>_<strong>2009.indb</strong> 130<br />

<strong>16.2.2009</strong> <strong>12</strong>:<strong>14</strong>:41 <strong>Uhr</strong>

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