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Heft 02 Heft_02_2009.indb 1 16.2.2009 12:14:08 Uhr - qubus

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aufgetreten, eine umfassende Untersuchung des gesellschaftlichen<br />

Bereichs vorzulegen. Derartige Projekte sind durch die postromantische<br />

Kritik, den postkolonialen Protest und die postmoderne<br />

Desillusionierung endgültig kompromittiert worden. 10<br />

Doch diese beunruhigende Vorsilbe »post-« macht die Dinge<br />

nicht leichter. Jedes Museum dieser Grösse und mit derartigen<br />

Bestrebungen trägt heutzutage die Last eines doppelten Status.<br />

Unweigerlich ist es zugleich ein Museum des Museums, ein Reservat<br />

– allerdings nicht für gefährdete natürliche Arten, sondern<br />

für ein gefährdetes kulturelles Selbst –, ein Metamuseum. 11 Ein<br />

solches Museum regt nolens volens zu Reflexionen über seinen<br />

eigenen ideologischen Standort an, die auch ebendiesen Standort<br />

widerspiegeln. Es spricht seine eigene Mitschuld an Herrschaftspraktiken<br />

an, während es zugleich an einem Erziehungsprojekt<br />

weiterarbeitet, das, nachdem es aus jenen Praktiken hervorgegangen<br />

ist, neuen Auffassungen und pädagogischen Bedürfnissen angepasst<br />

worden ist. Ja, in den Selbstdarstellungen des Museums,<br />

zu denen auch der Guide gehört, wird sein Nutzen für Forschung<br />

und Bildung herausgestrichen. Somit beginnt das »Ich« auf sich<br />

selbst zu zeigen.<br />

Es kann leicht passieren, dass die Kritik am Sammelgedanken<br />

des neunzehnten Jahrhunderts ihren Zweck verfehlt, wenn es ihr<br />

misslingt, die weit zurückliegende Vergangenheit – die viktorianische<br />

Zeit als schlechtes Gewissen des ausgehenden zwanzigsten<br />

Jahrhunderts – mit der Gegenwart zu konfrontieren, deren Bindungen<br />

an das, was sie der Kritik unterzieht, ebenfalls einer Bewertung<br />

bedürfen. Das ist das Missliche an der Vorsilbe »post-«<br />

wie an den Fächern, denen es um eine Archäologie des Sinns geht.<br />

Einerseits suggeriert die Vorsilbe eine gewisse Ablösung, ein Durchschneiden<br />

der Nabelschnur, die unsere Zeit mit der Geschichte verbindet,<br />

andererseits erinnert sie uns an das, was sie hinter sich lässt,<br />

und pocht darauf, dass wir mit dem »post-« in uns selbst ins reine<br />

kommen. <strong>12</strong><br />

Hier werde ich also den metamusealen Status der Schaustücke<br />

im AMNH betrachten, wie ich sie dort vorfand, wo der Gestus<br />

des Ausstellens auf den Inhalt des Satzes stösst; wo das Museum<br />

<strong>Heft</strong>_<strong>02</strong>_<strong>2009.indb</strong> 318<br />

<strong>16.2.2009</strong> <strong>12</strong>:15:04 <strong>Uhr</strong>

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