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Heft 02 Heft_02_2009.indb 1 16.2.2009 12:14:08 Uhr - qubus

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298<br />

Kunst (als Sprache). Beide haben eine ungewöhnliche Beziehung<br />

zum Wirklichen. Le Bot unterscheidet prinzipiell zwei Formen,<br />

wie diese Beziehung, welche – wie auch er betont – immer sprachlich<br />

vermittelt ist, gerichtet sein kann:<br />

Die eine Form ist auf nutzenorientierte Zweckmäßigkeit gerichtet.<br />

Sie artikuliert sich in einer auf Finalität gerichteten Sprache.<br />

Ein Wirkliches soll durch ein Zeichensystem beherrscht werden,<br />

damit von ihm Gebrauch gemacht werden kann.<br />

Die andere Form nennt Le Bot eine leidenschaftliche Form<br />

der Wirklichkeitserfahrung. Die sich hier manifestierende Sprache<br />

ist nicht nutzenorientiert, sie ist nicht an der «Bezwingung»<br />

des Wirklichen interessiert, sondern daran, «mit dem Wirklichen<br />

eine ungewöhnliche Beziehung einzugehen.» (Le Bot 1988, 337)<br />

Kunst wie Liebe sind zwar gleichermaßen zielorientiert, auf Effekte<br />

ausgerichtet und mit Absichten verbunden, aber letztlich<br />

können keine Kriterien des Erfolges benannt werden. Diese müssen<br />

jedesmal situationsspezifisch definiert werden. 49 In beiden<br />

geht es letztlich um das Ziel, anerkannt zu werden und zumindest<br />

in der Kunst geht es selbstredend auch immer um die Frage<br />

des Geldes. 50 Was die zweite Artikulationsform aber tatsächlich<br />

von der ersten unterscheidet und sie so ungewöhnlich macht, ist,<br />

daß sie ihr Interesse vorrangig auf die «Beziehung» zum Wirklichen<br />

richtet, mit dem Effekt, ständig neue Artikulationsformen<br />

als Beziehungsformen zu produzieren. 51 Die Erfüllung, der Nutzen,<br />

wird unterwegs erreicht, d.h. im Prozeß der Artikulation, im<br />

Erfinden immer anderer symbolischer Formen, in diesem Sagen,<br />

das ein dauerndes Mehr-Sagen ist. Es ist dementsprechend notwendig,<br />

daß die Andersheit des anderen dabei – im Unterschied<br />

zur ersten Sprachform, welche diese durch Bezwingung negiert<br />

– auf keinen Fall aufgehoben wird, sondern als gegenwärtige hervorgerufen,<br />

provoziert wird, damit der Weg, die Beziehung nicht<br />

aufhöre. Deshalb ist kein Werk jemals einfach «Ausdruck eines<br />

Codes, es ist die Variation einer Kodifizierungsarbeit: Es ist nicht<br />

die Niederlegung eines Systems, sondern die Generierung von Systemen»<br />

(Barthes 1990, 158). Künstlerische Artikulation ist ein<br />

andauerndes Mehr-Sagen-Wollen.<br />

<strong>Heft</strong>_<strong>02</strong>_<strong>2009.indb</strong> 298<br />

<strong>16.2.2009</strong> <strong>12</strong>:15:<strong>02</strong> <strong>Uhr</strong>

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