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Heft 02 Heft_02_2009.indb 1 16.2.2009 12:14:08 Uhr - qubus

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terisierung» 28 abzuhelfen, obwohl die Nichtbeteiligung »unserer«<br />

Kultur an der Ausstellung eine Absonderlichkeit bleibt, die den<br />

Effekt der Vergleiche zu neutralisieren droht.<br />

Eine weitere gut repräsentierte Strategie für kritische Einführungen<br />

ist die Betonung der Kontinuität von Traditionen. Die dritte<br />

Strategie ist die der expliziten Selbstreflexion. Nirgends sind<br />

die Tafeln und Exponate ironisch – d. h. ironisch im Hinblick auf<br />

das Museum und dessen eigene Herkunft. Ein raffinierter Einsatz<br />

von Spiegeln hätte, wie oben bereits angedeutet, dazu beitragen<br />

können, in dem Saal der asiatischen Völker zu einer Umkehrung<br />

der Gehrichtung zu ermutigen, und könnte den Betrachter in entscheidenden<br />

Augenblicken in die dargestellte fremde Welt einbeziehen.<br />

So würde die Andersheit mit der Einsicht vermischt, dass<br />

die Welt, die aus diesem kolonialen Bestreben hervorging, dieselbe<br />

ist wie die, an der jeder Besucher heute teilhat. Unverzichtbar ist<br />

meines Erachtens, dass in ausschlaggebenden Momenten – etwa<br />

am Eingang zum Saal der afrikanischen Völker – auch die koloniale<br />

Gewalt dargestellt wird. Aber visuelle und verbale Massnahmen<br />

zur Enttypisierung können dabei mitwirken, dass man von<br />

der holistischen Darstellung – von dem diesen Ausstellungssälen<br />

zugrunde liegenden synekdochischen Tropus – abkommt.<br />

Einigen Ausstellungsteilen gelingt es besser als den oben erörterten,<br />

einen anderen Zugang zum Metamuseum nahezulegen,<br />

nämlich einen Zugang, der die Vermittlung der Kenntnis des Objekts<br />

mit der Konstruktion dieses Objekts durch Subjekte vereinigt.<br />

Tatsächlich gibt es Exponate, bei denen die Texttafeln nicht<br />

den visuellen Schaustücken widersprechen. Es gibt Exponate, deren<br />

visuelle Überzeugungskraft so stark ist, dass keine Tafel ihrer<br />

Rhetorik etwas entgegensetzen kann. Ausserdem gibt es Exponate,<br />

wo die ausgestellten Stücke wirklich von dem durch die Begleittexte<br />

ins Spiel gebrachten kritischen Biss profitieren.<br />

Die in diesem gemischten Diskurs aus Bildern, Worten und<br />

räumlicher Verteilung enthaltenen Bruchstellen, die ich aufzuzeigen<br />

versucht habe, sind repräsentativ für ähnliche Bruchstellen<br />

innerhalb der sozialen Wirklichkeit von New York City, dem Zentrum<br />

einer Welt, der es schwerfällt, mit ihrem kolonialistischen<br />

<strong>Heft</strong>_<strong>02</strong>_<strong>2009.indb</strong> 352<br />

<strong>16.2.2009</strong> <strong>12</strong>:15:<strong>08</strong> <strong>Uhr</strong>

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