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Heft 02 Heft_02_2009.indb 1 16.2.2009 12:14:08 Uhr - qubus

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307<br />

denkbar<br />

Diesen gegenübergestellt werden könnten beispielsweise die folgenden Beschreibungen aus<br />

einer Publikation des Gesundheits- und Wohlfahrtsamts von Philadelphia aus dem Jahr 1910<br />

... (Department of Public Health and Charities of Philadelphia, The Degenernte Children of<br />

Feeble-Minded Women, 1910.)» (Fraser 1990, 134).<br />

<strong>12</strong><br />

Die vielzitierte «Gebärde der Besichtigung» (Rumpf 1990) ist angesagt.<br />

13<br />

Zwar gibt sich das Museum immer den Anschein von Neutralität, doch in Wahrheit<br />

bestimmt es «durch seine Auswahlverfahren, was unter Kunst verstanden wird. Zum Beispiel<br />

Duchamps Readymades haben gezeigt, daß die Funktion des Museums darin besteht, von den<br />

in ihm wohnenden Objekten zu behaupten: Dies ist ein Kunstwerk ... Sein Rahmen verändert<br />

sehr wohl die Bedeutung der in ihm sich befindenden Objekte so wie auch seine Architektur<br />

und Präsentationsform Wahrnehmungsverhalten konditionieren.» (Graw 1991, 2<strong>14</strong>)<br />

<strong>14</strong><br />

Das erste Ready-made Duchamps: «Schon 1913 hatte ich die glückliche Idee, das Rad eines<br />

Fahrrades auf einem Küchenschemel zu montieren und es drehend zu beobachten.» (Duchamp<br />

zit. nach Richter 1964, 93) 19<strong>14</strong> erklärte er einen Flaschentrockner aus dem Kaufhaus zur<br />

Kunst und 1917 datierte er ein Urinoir zum Kunstwerk.<br />

15<br />

«Natürlich ist weder der Flaschentrockner noch das Urinoir Kunst. … Der Flaschentrockner sagt:<br />

Kunst ist Blech. Das Urinoir sagt: Kunst ist Schwindel» (Duchamp zit. nach Bürger 1974, 70f)<br />

16<br />

Schon vor den Futuristen positionierten sich die Künstler gegen das Museum. Manet soll gesagt<br />

haben: «Seid wie die Kinder, geht nicht ins Museum!» Lauter und aggressiver noch waren<br />

die Rufe der italienischen Futuristen. 1909 schrieb Marinetti: «Wir wollen die Museen, die Bibliotheken<br />

und die Akademien jeder Art zerstören ... Schon zu lange ist Italien ein Markt von<br />

Trödlern. Wir wollen es von den unzähligen Museen befreien, die es wie zahllose Friedhöfe<br />

über und über bedecken. Museen: Friedhöfe! ... Museen: öffentliche Schlafsäle, in denen man<br />

für immer neben verhassten oder unbekannten Wesen schläft! Museen: absurde Schlachthöfe<br />

der Maler und Bildhauer, die sich gegenseitig mit Farben und Linien entlang der umkämpften<br />

Ausstellungswände abschlachren.» (Marinetti zit. nach Richter 1974, 65) Die Kritik bezog<br />

sich vor allem auf das Museum als bürgerliche Prestige- und Bildungsinstitution.<br />

17<br />

«Die Museen und die Musen - nur bedingt gehören sie zusammen. Sie findet in der Wahrnehmung<br />

statt, nicht an fixen Orten und in fixen Dingen. Die Kunst bewegt sich. Das Museum<br />

als Wächter der Werte und als Bastion fixiert: Ob «Schatzkammer» oder «Waffenkammer»,<br />

ob «Kunsthaus» oder «Zeughaus» - das Museum als konservierender, archivierender und<br />

ästhetisierender Ort und Hort betreibt eine Politik der Entschärfung der Dinge», schreibt zum<br />

Beispiel die Künstlerin Sylvia Breitwieser (1990, 47).<br />

18<br />

Das Zitat verweist auf die wiederkehrende Frage, von wo aus Strukturen besser zu bekämpfen<br />

seien: von innen oder von außen.<br />

19<br />

«Diese Aneignung des Rahmens als Teil der Aussage ist nicht neu, sie begann mit der<br />

Provokation Duchamps und endete vorläufig mit der subtilen musealen Weltsicht von Marcel<br />

Broodthaers.» (Szeemann 1981, 23).<br />

20<br />

Derzeit (Februar 1996) plant die O. Bundeskuratorin Stella Rollig eine Gruppenausstellung<br />

in Chicago, in der Künstler/innen ihren Status und ihre Situation als selbstreferentielle und<br />

institutionskritische Künstler/innen der neunziger Jahre reflektieren sollen.<br />

21<br />

Es gibt viele Theorien über den Beginn der Moderne. Ich orientiere mich an denen, die ihren<br />

Anfang im 19. Jahrhundert orten. Vorausgegangen war diesem die Herauslösung der Kunst<br />

aus sämtlichen profanen Zusammenhängen gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Die Kunst war<br />

eine Welt an sich geworden, die eine Welt für sich schuf. Nicht nur Malraux sieht im Jahr 1947<br />

Manet als den Künstler, in dessen Werk sich der totale Bruch mit dem klassischen Zeitalter<br />

erstmals in Reinform manifestiert. (vgl. Malraux 1987)<br />

<strong>Heft</strong>_<strong>02</strong>_<strong>2009.indb</strong> 307<br />

<strong>16.2.2009</strong> <strong>12</strong>:15:03 <strong>Uhr</strong>

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