Heft 02 Heft_02_2009.indb 1 16.2.2009 12:14:08 Uhr - qubus

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anonym
Graffiti
Es ist Donnerstag Nacht, ich sitze Zuhause an meinem Pult, vor
mir liegen etliche voll geschriebene und gemalte Skizzenblätter,
meine Pläne für heute Nacht sozusagen. Ein kurzer Blick auf die
Uhr verrät mir, dass es bald zwei Uhr ist, es wird langsam Zeit
den Schritt vor die Tür zu wagen und mich in Richtung Bahnhof
zu bewegen. Es ist die beste Zeit, um draussen zu malen, noch
besser da es unter der Woche ist und alle Menschen müde von
der Arbeit in ihren warmen Betten liegen. Auch die öffentlichen
Verkehrsmittel fahren nicht mehr und wenn doch noch vereinzelt
Menschen unterwegs sind, dann beachten sie mich nicht. Was
ich für meine Aktion heute Nacht brauche, habe ich bereits auf
meinem Bett ausgelegt: zwei grosse Dosen Chrom von Molotow
plus zwei Fatcaps, hoher Druck, fetter Strahl, keine Kugel, perfekt,
um in relativ kurzer Zeit eine grosse Fläche zu füllen. Eine
Dose Schwarz, kein gewöhnliches, sondern einen Bitumenspray,
was bedeutet, dass die Farbe Teer enthält und somit den Chrom
perfekt überdeckt und ausserdem fast nicht mehr zu buffen ist. Diese
benutze ich für die Outlines. Eine kleine Dose Weiss mit einem
skinny Cap für die Highlights, fertig. Diese vier Dosen packe ich
in meinen kleinen, schwarzen Rucksack. Meine Ausrüstung ist,
nachdem ich noch einen fetten Stift, Gummihandschuhe und meine
Atemschutzmaske eingesteckt habe, komplett.
Auf geht`s in die kalte Nacht. Ich laufe mit grossen Schritten
dem Bahnhof entgegen. Schon jetzt spüre ich die Vorfreude auf
das Malen, auf das Geräusch des Sprayens, auf den Geruch der
Farbe, auf den Adrenalinflash und natürlich auf das unbeschreibliche
Gefühl der Freiheit, wenn ich mein Piece abgeschlossen
habe und mich schleunigst aus dem Staub mache, ohne erwischt
worden zu sein...hoffentlich. Unterwegs sehe ich ein Wahlplakat
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16.2.2009 12:14:41 Uhr