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Heft 02 Heft_02_2009.indb 1 16.2.2009 12:14:08 Uhr - qubus

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Dario Lüdi<br />

Tags<br />

Auszug aus der Maturarbeit 20<strong>08</strong>/2009 von Dario Lüdi, Kantonsschule Enge Zürich<br />

Die Allgemeinheit verachtet oder hasst sie. Von der Polizei werden<br />

sie gejagt und vom Gesetz verurteilt. Als Vandalen verschrien –<br />

Kinder ohne Zukunft. Sie gehören zur Stadt, wie es das Großmünster<br />

auch tut und die Farbtropfen ihrer Schriftzüge rinnen an<br />

grauen Wänden hinab, wie der Regen, der genauso zur Löwenstadt<br />

gehört. Achtet man sich auf ihre Zeichen, so verfolgen einem<br />

diese durch die ganze Stadt. So lernt man Menschen kennen, ohne<br />

zu wissen, wer sie sind. Ihr Name soll möglichst bekannt sein und<br />

gleichzeitig ist die Anonymität ihr einziger Schutz.<br />

Es sind, obwohl auch sehr häufig, nicht pubertierende Jugendliche,<br />

die in ihrem Übermut Gesetze brechen und sich gegen Autoritäten<br />

auflehnen wollen, von denen ich spreche. Es sind, zumindest<br />

mit meinen Augen betrachtet, Künstler, die, sei dies nun auf formeller,<br />

inhaltlicher oder einer ganz eigenen Ebene, kommunizieren,<br />

indem der öffentliche Raum farblich so geändert wird, dass<br />

sogar grauste Mauern zu Trägern von bestimmten Botschaften<br />

werden. Eine Verallgemeinerung, wie gerade geschehen, ist eigentlich<br />

gar nicht möglich, so sind Variationen in Farbe, Schrift, Form<br />

und Lokalität beinahe unendlich groß, was eine sehr hohe Individualität<br />

ermöglicht. Es ist die Rede von «Taggern» oder, wie ich<br />

sie gerne nenne, Urbanen Kalligrafen.<br />

Zu Deutsch heißt das englische Verb «to tag» soviel wie markieren<br />

oder kennzeichnen. Daher stammt auch das Nomen «der<br />

Tagger», der, wie das Verb bereits erahnen lässt, Dinge kennzeichnet.<br />

«Tags», die von einem Tagger angebrachten Markierungen,<br />

werden oftmals fälschlicherweise als Graffiti bezeichnet, jedoch<br />

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<strong>16.2.2009</strong> <strong>12</strong>:<strong>14</strong>:42 <strong>Uhr</strong>

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