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Heft 02 Heft_02_2009.indb 1 16.2.2009 12:14:08 Uhr - qubus

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on), dass dieses kritische und historische Bewusstsein absorbiert<br />

wird und in die Ausstellung eindringt.<br />

Dieser doppelte Auftrag zieht einen besonderen Austausch<br />

zwischen verbalem und visuellem Diskurs nach sich. Man könnte<br />

folgendes erwarten: Während die visuellen Exponate – die Schaukästen,<br />

die den Grossteil der »Schätze« des Museums ausmachen<br />

– als Objekte der Metafunktion des Museums erhalten bleiben<br />

müssen, würden die leichter anpassbaren und offenbar tatsächlich<br />

angepassten Tafeln mit ihren verbalen Erklärungen und Informationen<br />

sowie der offizielle Museumsführer die ausgestellten<br />

Stücke kritisch vorstellen. Gerade im Zeichensystem der Texttafeln<br />

liegt das Glück des Museums: Es bietet genügend Spielraum<br />

für Veränderungen.<br />

Wenn man das »Ich« – den expositorischen Akteur, der diesen<br />

Text »spricht« – offenkundig macht, so bedeutet das, dass man<br />

die Wechselwirkung zwischen visueller und sprachlicher Darstellung<br />

so umgestaltet, dass man die eine mit einem Kommentar über<br />

die andere ausstattet. Durch eine solche Veränderung können die<br />

Ausstellungsstücke auf ihren eigenen Diskurs als etwas nicht Natürliches<br />

– als ein von einem Subjekt vorgeführtes Zeichensystem<br />

– verweisen. Und während die Texttafeln tatsächlich ein Bewusstsein<br />

von den brennenden Fragen der Gegenwartsgesellschaft erkennen<br />

lassen, möchte ich im Rahmen dieser Analyse nicht nur<br />

den Erfolg zur Kenntnis nehmen, sondern auch das Misslingen<br />

– das Fehlen der Einbeziehung einer schärferen und expliziteren<br />

Selbstkritik und das statt dessen gegebene Vorhandensein eines<br />

apologetischen Diskurses. Bei der Lektüre der Ausstellung werden<br />

so wichtige, aber aus semiotischer Perspektive Kontingente<br />

Aspekte wie personelle, materielle und finanzielle Zwänge, Forderungen<br />

der Aufsichtsgremien und der Sponsoren sowie der Zustand<br />

des Gebäudes vorsätzlich ausgeklammert. Die Frage »Wer<br />

spricht« wird nicht zu einem Namen, einem Sündenbock oder<br />

einem moralischen Urteil hinführen, sondern hoffentlich zur Einsicht<br />

in kulturelle Prozesse.<br />

<strong>Heft</strong>_<strong>02</strong>_<strong>2009.indb</strong> 320<br />

<strong>16.2.2009</strong> <strong>12</strong>:15:04 <strong>Uhr</strong>

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